Full text: Sammlung vaterländischer Dichtungen

Vaterländische Dichtungen. 
115 
Da plötzlich donnert's wieder gewaltig übers Feld, 
Doch nur nach einem Punkte war das Geschütz gestellt; 
Hoch auf der Schimmel setzet, Herr Froben sinkt zum Sand, 
Und Roß und Reiter netzet mit seinem Blut das Land. 
Die Ritter alle schauen gar ernst und treu darein. 
0 Froben dort am Boden, wie glänzt dein Ruhmesjchein! 
Der Kurfürst ruft nur leite: „Ha, war das so gemeint?" 
Und dann nach Feldherrnweise: „Nun vorwärts in den Feind!" 
Julius Minding. 
82. Die ZZefreiung Wiens. (1683.) 
Ein Falke späht vom Felsennest 
So weit, so weit ins Land; 
Er späht nach Ost und späht nach West, 
Hinab, hinauf den Strand. 
Der Falke ist Graf Starhemberg 
Hoch auf dem Stephansturm; 
Doch Türken nur und Türken nur 
Sieht nahen er zum Sturm. 
Da rief er zorn- und kummervoll: 
„Die Not, die klag' ich Gott, 
Daß man mich so verlassen hat, 
Dem argen Türk' zum Spott! 
Nun pflanz' ich auf den Stephansturm 
Die heil'ge Kreuzesfahn'; 
Ihr Sinken klag' den Christen all, 
Daß wir dem Falle nahn. 
Und sinkt die Fahrt’ vom Stephansturm, 
Dann stehe Gott uns bei; 
Dann decke sie als Leichentuch 
Den Starhemberger frei!" — 
Der Sultan rief dem Starhemberg: 
„Bei Allah, hör mein Wort! 
Ich roerf' die Fahn' vom Stephansturm 
Und pflanz' den Halbmond dort! 
8*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.