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Südhausen. Eine zweite Siedlung, das alte Dorf, ist der Anfang des
heutigen Stadtteils „Altendorf". Zwischen diesen beiden Niederlassungen
war dann später eine dritte entstanden, die als „neues Dorf" bezeichnet
wurde und in der heutigen „Neustadt" lag.
2. Die ersten Bewohner dieser Orte waren Thüringer; denn nach
einer Sage soll der Thüringerkönig Merowig Nordhausen gegründet
haben. Auch eine uralte Sinbe auf dem Geiersberge, die Merwigslinde,
trägt den Namen diefes Königs. Wahrscheinlich war hier auf dieser
Anhöhe über dem „alten Dorfe" der uralte Gerichtsplatz für diesen Ort,
und wie jetzt etwas weiter den Berg hinab auf dem „Gehegeplatze" die
Nordhäuser Bürger sich erholen und vergnügt sind, so saßen dort oben
unter der Linde unsere Vorfahren im ernsten Gerichte zusammen, um
Recht zu sprechen und die Frevler zu bestrafen. Die Versammlungen
und Feste, die besonders die Schuhmacher bis ins achtzehnte Jahrhundert
hier oben abhielten — denn Merowig soll eines Schuhmachers Sohn
gewesen sein —, erinnern noch an jene alten Gemeindeversammlungen.
5. Me das Christentum in unsere Gegend kam.
1. Durch Bonisatius ist das Christentum auch in unsere Gegend ge¬
kommen. Die Sage erzählt von ihm, daß er auf dem Hülfensberge im
Eichsfelde gepredigt, zu Lohra das Bild einer heidnischen Göttin zerstört,
bei Dietenborn aus der Quelle, die daher auch Bonifatiusbrunnen
heißt, die umwohnenden Heiden getauft, zu Ellrich auf dem Frauen¬
berge die Marienkirche und zu Elende die Rosenkirche gestiftet habe.
In der Gegend des heutigen Scharzfeld soll er dem bei einem Opfer
versammelten heidnifchen Volke zugerufen haben: „So wahr ich mit
dieser hölzernen Axt eine Kirche in diesem harten Felsen aushöhle, so
gewiß ist die Macht unseres Gottes größer, als die eurer Götzen, und
so gewiß werde ich auch unserem Glauben Eingang verschaffen in eure
jetzt' noch so harten Herzen!" Er schlug zu, und siehe, die hölzerne Axt
drang in den Felsen, und mit derselben haute er die jetzt noch vor¬
handene Steinkirche aus. Uralte Kreuze tragen noch hier und da seinen
Namen, und kleine Versteinerungen im Muschelkalke, die Form und
Gestalt von Münzen haben, nennt man heute noch Bonifatiuspfennige.
2. Bonifatins selbst ist allerdings nicht bis in unsere Gegend ge¬
kommen; aber seine Schüler und Missionare, die er aussandte, haben
unseren Vorfahren das Evangelium gepredigt. Bonifatins selbst wirkte
nur im eigentlichen Thüringen. Von Geismar, wo er die Donner¬
eiche fällte, zog er in der Gegend zwischen Fnlda und Werra nördlich
und auch östlich über die Werra hinüber. Bei Ohrdruf gründete er
das erste thüringische Kloster. Seine Hauptstiftung ist aber Fulda.
Von hier ans gründete er Hersfeld. Erfurt erhob er zu einem Bischofs¬
sitze ; doch war der Ort zum Unterhalte eines Bischofs noch zu klein;
darum wurde das Bistum Erfurt, nachdem der erste und einzige Bischof
mit Bouifatius bei den Friesen erschlagen war, mit Mainz vereinigt.
Von Fulda und Hersseld gingen die Prediger nach Norden und sind