Full text: Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' ([12])

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zwar einer auf dem Hohlungsbühel, einer beim Wilden Hölzchen, der 
noch vorhanden ist, und einer in der Windlücke. Auf der Warte war 
ein Wächter, der nach allen Seiten hin Umschau hielt. Bemerkte 
er etwas Verdächtiges, so gab er den Bürgern in der Stadt Zeichen, 
damit sie sich toaffnen und dem Feinde widerstehen könnten. 
15. Die alle Nordhauser Bürgerschaft. 
1. Die Bewohner der nach Art einer Burg befestigten Stadt 
hießen Bürger. Die Hauptbeschäftigung der Nordhäufer Bürger bil¬ 
deten Handwerk und Handel. Zum gegenseitigen Schutze und zur 
Förderung ihrer Arbeit bereinigten sie sich zu Innungen, Zünften oder 
Gilden. Die bedeutendsten Innungen waren folgende: die Gewand¬ 
schneider und Kaufleute, die Wollenweber, die Schneider oder Schröter, 
die Krämer und Sattler, die Kürschner und Weißgerber, die Schuh¬ 
macher und Lohgerber, die Bäcker, die Schmiede und die Fleischhauer 
oder Fleischer. Diese neun Innungen hatten das Recht, aus ihren 
Reihen Ratsherren zu wählen, man nannte sie daher ratsfähige Innungen. 
Die keiner Innung angehörenden Bürger hießen Pfahlbürger. Jede 
Innung hatte besondere Gesetze und eine besondere Fahne, die das 
Wappen der Innung zeigte und bei festlichen Aufzügen vorangetragen 
wurde. In einem eigenen Gildehaufe hielten sie ihre Versammlungen 
ab. Der Oberste hieß Gildemeister. In den ältesten Zeiten wohnten 
die einzelnen Handwerke in besonderen Straßen zusammen; diese hatten 
danach ihren Namen, z. B. Krämerstraße, Bäckerstraße, Töpferstraße. 
2. Eine der ältesten Innungen war die der Fleischer. An den 
beiden Wochenmärkten standen ihre Buden in zwei langen Reihen vor 
dem Rathause. Streng wurde daraus gehalten, daß nur gutes und 
gesundes Fleisch verkauft wurde; minderwertiges Fleisch mußte in einer 
besonderen Bude verkauft werden, die an einem Tuche kenntlich war, das 
man über ein Messer gehängt hatte. — Eine andere ebenfalls sehr alte 
Innung war die der Schuhmacher. Das heutige Arpertsche Haus am 
Kornmarkte war ihr Gildehaus; es hieß der „Schuhhof". Nordhäufer 
Schuhwaren hatten im Mittelalter einen guten Ruf und wurden auf Messen 
und Märkten gern gekauft. — Die Krämer wohnten in der Krämerstraße; 
nur hier, und zwar in zwölf Häusern, durfte Kramhandel betrieben 
werden. — Die in der Weberstraße wohnenden Wollweber spannten 
auf dem Rähmenplatze ihre gewebten Zeuge in langen Nähmen zum 
Trocknen aus. — Die Töpfer, in der Töpferstraße wohnend, holten 
den Thon für ihre Arbeiten von dem Töpferfelde; dort entstand mit 
der Zeit eine Vertiefung, der „Töpferteich", der jetzt zwar, nachdem er 
zugeschüttet und geebnet ist, Neumarkt heißt, im Munde des Volkes 
aber noch seinen alten Namen führt. 
3. Die Verhältnisse im Innern der Stadt waren sorgfältig 
geordnet, und ein einfacher, bürgerlicher Geist belebte die Bewohner. 
Jeder war bestrebt, das Gemeinwohl zu befördern. Gern nahm man
	        
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