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zwar einer auf dem Hohlungsbühel, einer beim Wilden Hölzchen, der
noch vorhanden ist, und einer in der Windlücke. Auf der Warte war
ein Wächter, der nach allen Seiten hin Umschau hielt. Bemerkte
er etwas Verdächtiges, so gab er den Bürgern in der Stadt Zeichen,
damit sie sich toaffnen und dem Feinde widerstehen könnten.
15. Die alle Nordhauser Bürgerschaft.
1. Die Bewohner der nach Art einer Burg befestigten Stadt
hießen Bürger. Die Hauptbeschäftigung der Nordhäufer Bürger bil¬
deten Handwerk und Handel. Zum gegenseitigen Schutze und zur
Förderung ihrer Arbeit bereinigten sie sich zu Innungen, Zünften oder
Gilden. Die bedeutendsten Innungen waren folgende: die Gewand¬
schneider und Kaufleute, die Wollenweber, die Schneider oder Schröter,
die Krämer und Sattler, die Kürschner und Weißgerber, die Schuh¬
macher und Lohgerber, die Bäcker, die Schmiede und die Fleischhauer
oder Fleischer. Diese neun Innungen hatten das Recht, aus ihren
Reihen Ratsherren zu wählen, man nannte sie daher ratsfähige Innungen.
Die keiner Innung angehörenden Bürger hießen Pfahlbürger. Jede
Innung hatte besondere Gesetze und eine besondere Fahne, die das
Wappen der Innung zeigte und bei festlichen Aufzügen vorangetragen
wurde. In einem eigenen Gildehaufe hielten sie ihre Versammlungen
ab. Der Oberste hieß Gildemeister. In den ältesten Zeiten wohnten
die einzelnen Handwerke in besonderen Straßen zusammen; diese hatten
danach ihren Namen, z. B. Krämerstraße, Bäckerstraße, Töpferstraße.
2. Eine der ältesten Innungen war die der Fleischer. An den
beiden Wochenmärkten standen ihre Buden in zwei langen Reihen vor
dem Rathause. Streng wurde daraus gehalten, daß nur gutes und
gesundes Fleisch verkauft wurde; minderwertiges Fleisch mußte in einer
besonderen Bude verkauft werden, die an einem Tuche kenntlich war, das
man über ein Messer gehängt hatte. — Eine andere ebenfalls sehr alte
Innung war die der Schuhmacher. Das heutige Arpertsche Haus am
Kornmarkte war ihr Gildehaus; es hieß der „Schuhhof". Nordhäufer
Schuhwaren hatten im Mittelalter einen guten Ruf und wurden auf Messen
und Märkten gern gekauft. — Die Krämer wohnten in der Krämerstraße;
nur hier, und zwar in zwölf Häusern, durfte Kramhandel betrieben
werden. — Die in der Weberstraße wohnenden Wollweber spannten
auf dem Rähmenplatze ihre gewebten Zeuge in langen Nähmen zum
Trocknen aus. — Die Töpfer, in der Töpferstraße wohnend, holten
den Thon für ihre Arbeiten von dem Töpferfelde; dort entstand mit
der Zeit eine Vertiefung, der „Töpferteich", der jetzt zwar, nachdem er
zugeschüttet und geebnet ist, Neumarkt heißt, im Munde des Volkes
aber noch seinen alten Namen führt.
3. Die Verhältnisse im Innern der Stadt waren sorgfältig
geordnet, und ein einfacher, bürgerlicher Geist belebte die Bewohner.
Jeder war bestrebt, das Gemeinwohl zu befördern. Gern nahm man