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neue Handwerksfamilien in die Stadt auf, wenn sich Mann und Frau
als gute Arbeiter bewährt hatten. Zu diesem Zwecke mußten sie zu¬
nächst ein Jahr allein, ohne Gehilfen, ihren Unterhalt gewinnen. Sorg¬
fältig wachten die Bürger darüber, daß nicht zu viel Besitztum in einer
Hand sich sammle; kein Bürger sollte zwei Häuser haben, und keiner
durfte ein Haus kaufen, wenn er es nicht selbst bewohnen wollte. Vor
allem trug man Sorge, daß nicht zu viel Besitztum in die Hände der
Kirche kam, in „die tote Hand", wie man das nannte. So wurde
z.B. noch 1501 beschlossen, „daß der Rat hinfüro der Priesterschaft
kein Haus mehr zuschreiben, sondern den Innungen zuweisen solle". —
Der größte Teil der Bürger gewann seinen Lebensunterhalt auf dem
eigenen, ererbten Acker. Diejenigen, welche Bier brauen durften, befaßen
auch Hopfengärten. Selbst Weinberge befanden sich an den südlich
gelegenen Geländen bei Hohenrode und vor dem Bielenthore. Auf
dem Geiersberge und in der Gumpe wurden feit dem 15. Jahrhundert
auch Alaun- und Vitriolgruben angelegt.
16. Geistliche Orden und Stiftungen in Nordharr sen
und der Grafschaft Hohenstein.
1. Der Schutz, den die Stadtmauern gewährten, sowie der steigende
Wohlstand der Bürgerschaft veranlaßten verschiedene geistliche Orden,
sich in der Stadt Nordhaufen niederzulaffen. Am frühesten waren die
Franziskaner hier ansässig; sie hießen auch Minoriten oder Barfüßer-
mönche. Auf dem Spendekirchhofe an der Barfüßerstraße, die nach ihnen
den Namen hat, war ihr Kloster. Von ihm stehen noch die alten
Ringmauern mit zwei Thorpfeilern. — Bald nach den Barfüßern
kamen die Dominikaner. Weil sie sich besonders die Predigt des Evan¬
geliums zur Aufgabe gemacht hatten, nannte man sie auch Predigermönche.
Im Jahre 1287 bekamen sie auf dem heutigen Grundstücke des alten
Gymnasiums durch Schenkung ein Stück Land, auf dem sie ihre Kirche
und ihr Kloster errichteten. Die Straße, in der das Kloster lag, heißt
noch heute „Predigerstraße". — Etwa um 1300 bauten sich auch die
Augustinermönche hier an. Ihr Kloster lag in der Neustadt, wo jetzt
die Brennerei der Gebr. Werther ist; die alten Mauern, welche dieses
Grundstück umgeben, waren ehemals die Ringmauern des Klosters.
2. Auch zwei Nonnenklöster waren in Nordhausen, eins auf dem
Frauenberge und eins im Altendorfe. Das Frauenbergskloster hieß
zuerst Neuwerk; es ist zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts ge¬
gründet und wurde sehr reichlich mit Grundstücken, Geld- und Getreide¬
zinsen ausgestattet. Die heutige Frauenbergskirche war die Klosterkirche.
Die Gebäulichkeiten des Klosters sind mit Ausnahme des Kreuzganges
noch zum großen Teile vorhanden; die einstige Propstei dient dem
Pfarrer zur Wohnung. Die eigentlichen früheren Klostergebäude um-
geben einen Hos; das am südlichsten gelegene Hauptgebäude heißt noch
jetzt das Kloster; es ist zu Wohnungen für arme alte Frauen her-