Reichs, das gerade von dieser Zeit an durch unglückliche Kriege und ver-
fehlte Verwaltung seinem Verderben entgegeneilte. Spaniens alte
Feinde, die Engländer und Niederländer, fielen nun auch über die Be-
sitzungen der Portugiesen her und eroberten einen großen Teil der¬
selben. Erst im Jahre 1640, unter der Regierung Philipps IV., eines
Enkels Philipps II., warfen die Portugiesen das verhaßte spanische
Joch ab und wählten den Herzog Johann von Braganza zu ihrem
Könige. Mit ihm bekam das Haus Braganza den Thron.
Don Karlos. — Auch in seinem häuslichen Leben war Philipp II.
nicht glücklich gewesen. Trotz mancher guten Eigenschaften, die ihm inne¬
wohnten, hatte er sich durch sein kaltes, abgeschlossenes Wesen, sowie
durch rücksichtslosen Eigenwillen die Herzen seiner llnterthanen, ja viel¬
fach selbst seiner nächsten Umgebung, entfremdet. — Besonders bedauer¬
lich war sein Verhältnis zu seinem Sohne Don Karlos. — Selten sind
über die körperlichen und geistigen Eigenschaften eines Menschen so
durchaus abweichende Nachrichten in Umlauf gekommen, als über diesen
unglücklichen Prinzen. Es scheint der Wahrheit zu entsprechen, daß Don
Karlos ein sehr schwächlicher und kränklicher Prinz war, dem eben des-
halb alle Nachsicht vergönnt wurde. Zum Lernen hatte er weder Lust
noch Antrieb. Schon früh entwickelte sich in dem äußerst reizbaren
Knaben ein Hang zur Tücke und feigen Grausamkeit. So gefiel er sich
unter anderem barin, Kaninchen, die ihm zum Spiele gegeben wurden,
den Hals umzudrehen und sein Auge an ihren Todeszuckungen zu
weiden. Mit den zunehmenden Jahren vermehrte sich auch die Un¬
bändigkeit seiner Natur unb steigerte sich oft bis zum Wahnsinne.
Keiner war bann vor den Ausbrüchen seiner Wut sicher. . Selbst gegen
»einen Vater brütete er hochverräterische Plane. Es war deshalb nötig,
die strengste Überwachung eintreten zu lassen, unb er wurde gefänglich
eingezogen. Allein Ruhe fattb der Unglückliche auch in ben stillen Mauern j
seines Gewahrsames nicht; vielmehr erschöpfte er seine letzten Kräfte
durch fortgesetztes Toben. Er starb hier schon nach sechs Monaten
(1568), erst 23 Jahre alt.
Die nächsten Thronfolger Philipps II. — Die Regierung j
der kraftlosen Nachfolger Philipps ist nur durch Unglück ausgezeichnet;
die uralte Herrlichkeit Spaniens schwand immer mehr. Der erste, |
Philipp III., fügte dem Laube einen unersetzlichen Schaden zu, indem |
er die Moriskos, oder die Nachkommen der Mauren, im Jahre 1610