Full text: Vaterländische Geschichte

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Feinden angeknüpft zu haben, um sich die Krone Böhmens zu verschalen. 
Er wurde von dem Kaiser insgeheim des Oberbefehls entsetzt; die meisten 
seiner Generale verließen ihn, und es fanden sich Verräter, die ihn 1634 
zu Eger ermorden ließen. 
Ende des Krieges. Der Krieg wurde fortgesetzt. Er war schon 
längst kein Religionskrieg mehr, sondern wurde nur noch geführt, um Er¬ 
oberungen in Deutschland zu machen. Die Schweden, die jetzt in der 
fürchterlichsten Weise in dem armen zertretenen Deutschland raubten, plünder¬ 
ten und brandschatzten, verbündeten sich mit dem alten Erbfeinde der 
Deutschen, den Franzosen, und versprachen diesen Teile des deutschen Reiches. 
So zog sich der Krieg noch 14 Jahre hin und vernichtete auch in den 
entferntesten Winkeln Deutschlands den letzten Rest von Wohlhabenheit. 
Keine Partei erfocht in diesem Zeiträume entschiedene Siege, das erklärt 
die Länge des Krieges. Endlich endete der unselige Kampf da, wo er 
begonnen hatte, in Böhmen. Der schwedische General Graf Königsmark 
hatte gerade die Kleinseite Prags erobert, da wurde der Friede verkündet. 
Der westfälische Friede». Schon seit Jahren unterhandelte man 
in den alten Westfalenstädten Münster und Osnabrück um den Frieden. 
Endlich wurde er abgeschlossen. Eilboten brachten die Nachricht zu den 
verschiedenen Truppenteilen, Flugblätter teilten sie dem Volke mit. Paul 
Gerhardt gab der allgemeinen Freude in ergreifenden Tönen Ausdruck: 
„Gott lob nun ist erschollen 
Das edle Fried- und Freudenwort, 
Daß nunmehr ruhen sollen 
Die Spieß und Schwerter und ihr Mord." 
Die Friedensbedingungen waren hart und brachten nach drei Richtungen 
wichtige Veränderungen. 
a) Gebietsveränderungen. Schweden erhielt Vorpommern, von Hinter- 
pommern Stettin, Garz, die Insel Wollin, die mecklenburgische ptndt 
Wismar, das Bistum Bremen und Verden und 5 Millionen Thaler 
Kriegskostenentschädigung. Frankreich behielt mit Zustimmung des 
Reiches das schon früher Genommene: Metz, Tonl, Verdun, dazu 
Ober- und Unterelsaß und den Sundgau. — Die Kantone der 
Schweiz und die Vereinigten Niederlande wurden selbständige und 
von Deutschland unabhängige Staaten. Brandenburg erhielt: Hinter¬ 
pommern, die Bistümer Halberstadt, Minden und das Stift Kamin 
und die Anwartschaft auf Magdeburg. 
b) Das Verhältnis der Konfessionen. Der Augsburger Friede 
wurde erneuert, die Reformierten den Lutheranern gleichgestellt und 
bezüglich des geistlichen Vorbehalts bestimmt, daß jede Religionspartei 
die geistlichen Güter behielt, die sie im Jahre 1624 im Besitz gehabt 
hatte. Die häusliche Andacht sollte überall ungestört sein. Diejiffent- 
liehe Ausübung des Gottesdienstes bestimmen die einzelnen stände, 
doch muß deu Widerstrebenden Auswanderung gestattet werden. Uber 
kirchliche Dinge soll nicht mehr die Stimmenmehrheit auf den Reichs¬ 
tagen entscheiden, sondern die Stände schieben sich fortan in zwei
	        
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