Jagd, welche in den wildreichen Wäldern reichen Ertrag lieferte.
Gleich nach dem Schlafe, den sie gewöhnlich bis in den Tag
ausdehnten, badeten sie in kaltem, öfter noch in warmem Wasser
Dann speisten sie und gingen bewaffnet an ihre Geschäfte und
ebenso oft zu Trinkgelagen. Tag und Nacht fortzutrinken brachte
keine Schande, und oft entstand blutiger Streit unter den Trunkenen.
Auch wichtige Angelegenheiten, Wahl der Oberhäupter, Krieg
und Frieden wurden meistens beim Gelage verhandelt, aber erst
am folgenden Tage ward der entscheidende Beschluss gefasst.
Das Würfelspiel trieben sie mit solcher Leidenschaft, dass sie
nach Verlust ihrer ganzen Habe ihre eigene Person und Freiheit
auf einen Wurf setzten. Gastfreundschaft übten sie in ausge¬
dehntem Masse; jeder gab nach Vermögen von den Vorräten des
Hauses, und waren diese aufgezehrt, so trat der Wirt mit seinem
Gaste ungeladen in das nächste Haus, wo ihnen eine gleich
freundliche Aufnahme gewiss war. Ausgezeichnet war ihre Sitten¬
reinheit; Vielweiberei war bei ihnen fast unbekannt, nur die
Vornehmen gingen bisweilen standeshalber mehrere Ehebündnisse
ein. Die Mitgift brachte nicht das Weib dem Manne, sondern
der Mann dem Weibe zu; geschenkt wurden nicht Schmucksachen
zu weiblicher Tändelei, sondern Ochsen, ein gezäumtes Ross,
Schild, Lanze und Schwert, alles Geschenke, welche die junge
Frau erinnern sollten, dass sie des Mannes Genossin sei im
Frieden und Krieg, in Lust und Gefahr. Die Reinheit der Ehe
wurde streng bewahrt, dem seltenen Ehebruch folgte die Strafe
allgemeiner Verachtung. Die untreue Frau ward nackt und
bloss aus dem Hause gestossen und unter Schlägen aus dem
Dorfe getrieben; niemand reichte ihr die Hand zu neuem Ehe-
bündniss. Wie bei den meisten Naturvölkern, galt auch bei den
Germanen die Pflicht der Blutrache, doch konnte selbst der Mord
mit Geld gesühnt werden. Ihre Art des Begräbnisses war prunk¬
los, nur beim Tode der Vornehmen wurden mit der Leiche auch
Streitrosse und Waffen verbrannt; das Grab bezeichnete ein ein¬
facher Rasenhügel. Feinere Künste waren ihnen fremd; doch
hatten sie Lieder zur Verherrlichung der Götter oder berühmter
Helden und kannten auch schon Schriftzeichen (Runenschrift). —
So erscheinen die Germanen als ein einfaches Naturvolk, bereits
über den Standpunkt des rohen Nomadenlebens erhaben und mit