Full text: Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen (Kursus 1)

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in des Königs Zelt, warf sich ihm zu Füßen und bat unter Weinen 
und Schluchzen um Verzeihung. Rudolf hieß sie aufstehn und gebot 
ihr zur Strafe, den ganzen Vorgang vor allen Anwesenden, die nicht 
wenig darüber lachten, zu erzählen. — 
Nach einem langen, vielbewegten Leben starb Nudolf 
zu Germersheim (— in Rheinbaiern —)*, in Sp ei e r liegt er 
b egraben. 
Vergleiche das Gedicht von Kerner „Rudolfs Ritt zum 
Grab e": Auf der Burg zu Germersheim rc. 
6. Nach Rudolfs Tode wählten die deutschen Fürsten 
zunächst nicht dessen Sohn, den mächtigen und finstern Albrecht, sondern 
den armen Grafen Adolf von Nassau. Derselbe strebte, seine Macht zu 
vergrößern, und wollte sich darum in den Besitz der Wettiner Lande setzen. 
Dieselben hatten unter Markgraf.Heinrich dem Erlauchten 
eine bedeutende Erweiterung erfahren. Als im Jahre 1247 der Land¬ 
graf von Thüringen ohne Erben starb, machte Heinrich der Erlauchte 
Ansprüche aus dieses Land. Nach siebenjährigem Kriege mit der Her¬ 
zogin Sophie von Brabant, welche das Erbe ebenfalls für ihren Sohn 
— er hieß auch Heinrich — haben wollte, kam ein Vertrag zu Stande, 
nach welchem Sophie nur den kleinern Theil, Hessen, erhielt. So fiel 
im Jahre 1247 Thüringen an Meißen. Auch wurde nun 
jene Zeit das schöne Pleißnerlarid, welches bis dahin dem Kaiser 
gehört hatte, mit der Markgrafschaft vereinigt. (— Pleißner- 
land nannte man die Gegend von Altenburg, Frohburg, Zwickau, 
Chemnitz, Leisnig). 
Adolf von Nass an unternahm zwei verheerende Züge 
nach Thüringen und Meißen. Markgraf Friedrich der 
Freudige oder der Gebissene kämpfte tapfer für sein gutes 
Recht, allein er mußte der Uebermacht weichen. Adolf unterwarf 
ganz Meißen und hielt zu Altenburg Hof, und Friedrich irrte als 
Bettler in feinem Lande umher, einzig auf die Liebe und Treue seiner 
Unterthanen angewiesen. Za, in Altenburg würde er durch den Dolch 
eines vom Kaiser gesendeten Meuchelmörders gefallen sein, wenn nicht 
ein Bürger aus Freiberg ihn mit seinem Leibe gedeckt und für ihn 
den Todesstoß empfangen hätte. 
Solches gewaltsame und ungerechte Verfahren Adolfs erregte aber 
großen Unwillen in Deutschland. Die deutschen Fürsten setzten 
ihn darum ab und wählten an seiner Stelle nun Rudolfs Sohn 
Albrecht zum König. Allein Adolf war nicht gesonnen, ohne weiteres 
sich zu fügen und auf die Krone zu verzichten. Mit stattlichem Heere zog 
er Albrecht entgegen. Ritterlich kämpfend trafen die beiden Gegner im 
SchlachtgetUmmel selbst auf einander. „Hier mußt du mir das Reich 
lassen!" rief Adolf, auf Albrecht lossprengend. „Das steht in Gottes 
Hand", gab dieser zur Antwort, wich dem Stoße aus und versetzte 
dem Könige einen Hieb, daß er vom Pferde stürzte. Vor seinen Augen 
ward jener vollends erschlagen. 
Albrecht erneuerte den Versuch, Thüringen und
	        
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