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Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
bei seiner Konfirmation (1874) in der Friedenskirche zu Potsdam ab¬
gelegt hat. In klaren Worten giebt er hierdurch knnd, daß die heiligsten
Wahrheiten sein innerstes Herzenseigentum geworden sind und schließt
dann mit dem feierlichen Gelübde, alles das sich aueigueu zu wollen,
wodurch er fähig werde, die Pflickten des einstigen Herrscherberufes er¬
füllen zu können. — Nach alter Sitte trat er mit dem zehnten Jahre
in die Armee ein; aber erst mit dem achtzehnten Lebensjahre wurde er
als dienstthuender Soldat dem Heere eingefügt. Der Eintritt in das
Heer gestaltete sich für den jungen Prinzen zu einem besonders weihe¬
vollen Akte. Sein Großvater, Kaiser Wilhelm I., stellte ihn den Offi¬
zieren des Garde du Corps vor und begleitete diese Vorstellung mit
einer bedeutsamen Ansprache, in welcher er auf die herrlichen Großthaten
der preußischen Armee hinwies. Zum Schluß wandte er sich an den
Prinzen und sagte: „Nun gehe hin und thue Deine Schuldigkeit, wie sie
Dir gelehret werden wird." — In die Jugendzeit des Prinzen dröhnten
gleichsam die Kanonenschüsse von Düppel und Böhmens Gefilden hinein,
und wenn er auch selbst nicht an den Siegesthaten der Armee teilnehmen
konnte, so wurde doch schon sein frühzeitig geweckter Geist aus der Enge
des Familienkreises auf große weltbewegende Vorgänge gelenkt. Wie
mußte sein Herz erglühen bei der Kunde von den glorreichen Ruhmes¬
taten des Volkes in Waffen! Welch heilige Begeisterung mag nicht sein
Herz erfüllt haben, wenn er das Volk in herrlichen Liedern den Helden¬
mut des Vaters und Großvaters preisen hörte! Und dann kehrten
Vater und Großvater zurück. Welch ein Wiedersehen! Wie mag der
Knabe gelauscht haben, wenn später der väterliche Held im Kreise seiner
Lieben die ergreifenden und erhebenden Züge aus den großen Kämpfen
schilderte! Ja, diese Erzählungen mußten seinen Eifer nur noch mehr
anspornen und das Streben nach wahrer Tugend in ihm zu einer ge¬
waltigen Macht entwickeln. — Als dann die große Zeit von 1870
nahete und Alldeutschland zum Kampf mit dem Erbfeind sich rüstete,
zog auch Held Friedrich Wilhelm an der Seite des greisen Vaters in
den heiligen Kampf. Bald erschollen die Siegesfanfaren von Weißen¬
burg und Wörth und erweckten eine wunderselige Freude in den Herzen
des deutschen Volkes. Weiter und weiter drangen die tapferen Scharen
in Frankreich hinein. Mit welcher Spannung mag nicht der junge
Prinz dem Siegeszuge gefolgt sein! Endlich war der hochmütige Feind
besiegt, und die tapferen Krieger eilten wiederum den deutschen Gaueu
zu. — Am Siegesfest des Jahres 1871 hielt Kaiser Wilhelm I., be¬
gleitet von seinem Heldensohne und den herrlichen Paladinen, an der
Spitze einer siegesfreudigen Armee den Einzug in die Reichshauptstadt. —