24 Ter erste Kreuzzug. — Konrad Hl. von Hohenstaufen.
will es!" drangen die ergrimmten Sieger in die Stadt, durch deren Straßen die
Ungläubigen in Todesangst flohen. Es erhob sich ein furchtbares Blutbad. Kein
Haus blieb unerbrochen: weder Greise, noch Weiber, noch Kinder wurden verschont;
überall erscholl das Rachegeschrei der Sieger und der Jammerruf der unglücklichen
Schlachtopfer. Nirgends war das Blutbad gräßlicher als in Lmars Moschee,
wo sich die Flüchtigen in großen Massen gesammelt hatten und mit so rasender
Mordlust niedergemetzelt wurden, daß das Blut von den Treppen in die Vorhöfe
hinabrieselte. Bon den 70000 Einwohnern Jerusalems blieben weniger am Leben
als zur Bestattung der Toten hinreichten.
6. Nur Herzog Gottfried hatte sich von den Greueln, welche das Kreuzheer
verübte, frei gehalten. Gleich nach Eroberung der Stadt war er in Begleitung
weniger Gefährten in die Kirche des heiligen Grabes gegangen, und hatte dort,
im wollenen Büßerhemde, barfuß und ohne Waffen, Gott für den errungenen Sieg
gedankt. Seinem Beispiele folgte das ganze Heer. — Obgleich nun Jerusalem er¬
obert war, so hatten die Kreuzfahrer von den Seldschucken noch alles zu fürchten.
Auch ruhte nicht die Zwietracht unter ihnen selbst. Daher beschlossen die Fürsten,
einen König zu wählen. Tie Wahl siel auf Gottfried von Bouillon als den Wür¬
digsten aus ihrer Mitte. Aber in seiner frommen Bescheidenheit äußerte er: „Da,
wo mein Erlöser eine Dornenkrone trug, will ich keine Krone tragen", und nannte
sich nur Beschützer des heiligen Grabes.
Infolge der großen Anstrengungen und des ungewohnten Klimas erkrankte
Gottfried im folgenden Jahre, und der Tod raffte diesen Helden hinweg. Er über¬
ließ das neue Reich seinem Bruder Balduin, welcher den Titel „König von Jeru¬
salem" annahm.
Durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später
ein Crt nach dem andern wieder verloren, lind obgleich das Abendland in sieben
Kreuzzügen seine beste Kraft im Criente verschwendete und sechs Millionen Menschen
opferte, so fiel doch nach etwa 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina,
die Festung Akkon oder Ptolemais, wieder den Türken in die Hände, 1291.
17. Konrad III. von Hohenstaufen.
1. Sein Borgänger. Mit Heinrich V. war das fränkische Kaisergeschlecht
ausgestorbea. Nun wählte man Lothar vou Lachsen, der unter dem Namen
Lothar II. von 1126 bis 1137 regierte. Aus »einer im ganzen rühmlosen Re¬
gierung merken wir nur, daß er im Jahre 1134 die Nordmark ein Albrecht den
Bären von Ballenstedt gab, mit welchem die Mark an das Haus Anhalt kam.
2. Auf Lothar folgte Konrad III. von Hohenstaufen. Mit ihm beginnt
die Reihe der hohenftaufifclien oder schwäbischen Kaiser, welche von 1138 bis
1254 den deutschen Thron innehatten. Das Stammschloß der Herzöge von Schwaben
war der hohe Staufen: er lag auf dem Gipfel des gleichnamigen Bergkegels im
heutigen Königreich Würtemberg. Als Lothar gestorben war, rechnete sein Schwieger¬
sohn, Heinrich der Stolze von Sachsen, auf die Kaiserkrone. Da jedoch die Wahl
auf Konrad fiel, so kam es zu einem Kampfe und Streite, der selbst nach dem
Tode beider Fürsten fortdauerte. Das edle Geschlecht der Welfen, aus welchem
Heinrich der Stolze stammte, besaß die beiden Herzogtümer Sachsen und Ba'ern:
sie waren daher sehr mächtig und wollten sich nicht der kaiserlichen Gewalt fügen.
3. Konrad von Hohenstaufen war ein Mann von Treu und Glauben
und hielt fein einmal gegebenes Wort. Dies zeigte sich besonders, als er die -Stadt
Weinsberg eroberte. Konrad hatte die Stadt lange belagert: sie mußte sich end¬
lich ergeben. Der Kaiser war zornig, und die widerspenstigen Weinsberger sollten
nun gezüchtigt werden. Nur die Weiber sollten freien Abzug haben und „ihre
besten Schätze" mit sich forttragen dürfen. Da kamen aus dem Thore die Weiber
und Jungfrauen, uud jede trug auf dem Rücken einen Mann. Alle erstaunten
über diese List, und Konrads Neffe, Friedrich von Hohenstaufen, wollte es verhin¬
dern. Der Kaiser aber hielt sein Wort; „ein Kaiserwort muß heilig sein", sprach