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Kaiser Wilhelm.
Sachsen, Kurhessen, Nassau, Baiern, Würtemberg und Baden. Mit Preußen im
Bunde waren: Italien und-einige norddeutsche Staaten*).
Die eigentliche Ursache des Kriegs war die alte Eifersucht Österreichs gegen
Preußen; Schleswig-Holstein gab nur die äußere Veranlassung. Die Bevölkerung
der Herzogtümer verlangte den Erbprinzen von Augusteuburg zum Herzog.
Preußen hatte zwar hiergegen nichts einzuwenden, doch strebte es darnach, die
Herzogtümer in eine möglichst enge Verbindung mit sich zu bringen und forderte
im Interesse seiner jungen Flotte und der deutschen Wehrkraft die Oberhoheit über
die Land- und Seemacht, dSr Kieler Hafen und die Festung,. Rendsburg. Diese
Anträge wurden jedoch von dem Augustenburger abgelehnt; Österreich unterstützte
heimlich die Ränke, welche er gegen die preußische Verwaltung spann und brachte
es endlich so weit, daß der Bundestag beschloß, Preußen mit Waffengewalt zur
Unterwerfung zu zwingen.
b) Österreich hatte zwei große Heere aufgestellt: die Nordarmee unter dem
Feldzeugmeister Ritter Don Benedek und die Südarmee unter Erzherzog Albrecht
in Italien. Preußens Streitkräfte standen in Dier Heeren üerteilt, nämlich die erste
Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl in der Oberlausitz, die zweite Armee
unter dem Kronprinzen in Schlesien, die Elbarmee unter General Herwarth
von Bittenfeld am linken
Elbufer und die Westarmee, später
Mainarmee, unter General Vo¬
gel von Falkenstein.
Mit Blitzesschnelle brachen die
Preußen in Hannover und Kur¬
hessen ein und besetzten ganz Sach¬
sen. Ganz Europa staunte über
diese unerwartete Schnelligkeit
und Thatkraft, mit welcher Preußen
den Kampf begann.
c) Die erste und Elbarmee
drangen durch Sachsen in Böhmen
ein. Nach den siegreichen Gefechten bei Liebenan, Turnau, Podol und Hühner¬
wasser vereinigten sich beide Armeen unter dem Oberbefehle des Prinzen Friedrich
Karl; dieser schlug die Österreicher bei Münchengrätz und Gitschin, 29. und
30. Juni, woraus sich dieselben auf Königgrätz zurückzogen. Die zweite Armee
überschritt die schlesisch-böhmische Grenze 3 Tage später als die erste, weil nach dem
Plane des ausgezeichneten Generalstabschefs General von Moltse sich die preußi¬
schen Heere bei Gitschin vereinigen sollten, die erste Armee aber bis dahin einen
weiteren Weg zurückzulegen hatte. Die zweite Armee siegte unter General Stein¬
metz bei Nachod und Skalitz, und die preußischen Garden schlugen am 28. Juni
den österreichischen General Gablenz bei Trauten au. Die ganze österreichisch¬
sächsische Armee zog sich nun unter dem Oberbefehle Benedeks in eine befestigte
Stellung auf den Höhen von Chlum bei Königgrätz zurück und erwartete den An¬
griff der Preußen. Am 2. Juli war der greife König Wilhelm bei der Armee
eingetroffen und übernahm ben Oberbefehl über die gesamte preußische Heeresmacht.
Sofort wurde beschlossen, dem Feinde am folgenden Tage eine Schlacht zu liefern.
Am 3. Juli früh morgens um 8 Uhr begann der Angriff von Seiten der ersten
Armee bei Sadowa. Von einer Höhe bei Sadowa leitete der König selbst die
Schlacht. Man kämpfte den ganzen Vormittag mit der „größten Tapferkeit. Zwar
gelang es, die vordersten stark verschanzten Dörfer den Österreichern zu entreißen,
nicht aber, ihre Hauptstellungen zu erobern. Etwas besser ging es auf dem rechten
Flügel, wo General Herwarth mit der Elbarmee die Sachsen unter großen
*) 1860 bildete sich das Königreich Italien, nachdem Österreich in den Schlachten bei
Magenta und Solferino von Sardinien und Frankreich besiegt worden war. — In den Jahren
1861—65 wütete in Nordamerika ein Bürgerkrieg, der die Aufhebung der Sklaverei herbei¬
führte.
Herwarth v. Bittenfeld.
Vogel 6. Falkenstein.