Full text: Geschichtsbilder für die Mittelstufe höherer Mädchenschulen

Schleswig-Holstein. Sie wurde am 22. Oktober 1858 geboren 
und verlebte den ersten Teil ihrer Jugend bei ihren Eltern ans 
Schloß Primkenau (bei Sprottau in Schlesien). Stets war 
die Prinzessin Auguste Viktoria bestrebt, den Armen und Elenden 
zu helfen, soweit sie es mit ihren Ersparnissen vermochte. Kranke 
und Leidende suchte sie in den Hütten auf, um ihre Not zu 
lindern. — Prinz Wilhelm, unser jetziger Kaiser, erkor später 
dieses fromme Fürstenkind zu seiner Gemahlin. 
Im Lause. Der Erziehung ihrer Kinder widmete sich 
die Prinzessin Wilhelm von jeher mit sehr großer Sorgfalt. 
Doch gedachte sie auch gern in ihrem neuen Stande der Not¬ 
leidenden. Kam das Weihnachtsfest heran, so lud sie mit ihrem 
Gemahl eine größere Anzahl armer Kinder in ihr Haus und 
führte dieselben in den Saal, wo ein großer Tannenbaum im 
hellsteu Lichterglanze prangte. Daraus wurde eine kleine Feier 
veranstaltet, bei welcher die, Kinder sangen und auch Sprüche 
und einzelne Liederverse hersagten. Alsdann teilte die Prinzessin 
eigenhändig die Geschenke ans, welche in Kleidern, Äpfeln, Nüssen, 
Pfefferkuchen, Büchern re. bestanden. Alle Eingeladenen erhielten 
so reichliche Gaben, daß sie davon auch noch unter die Ge¬ 
schwister zu Hause verteilen konnten. 
Als Irösteriri. Von schwerem Leid wurde die Prinzessin 
betroffen, als der Kronprinz Friedrich Wilhelm, ihr Schwieger¬ 
vater, an einem unheilbaren Halsübel erkrankte. In jener Zeit 
war Kaiser Wilhelm I. um seinen Sohn tiesbetrübt, und schwerer 
Kummer erfüllte fein Herz. Da begab sich die Prinzessin fast 
täglich mit ihren Kindern zu dem alten Kaiser, um ihn 
zu trösten und aufzurichten. In Gegenwart dieser frommen 
Frau und der Urenkel sind dem gebeugten, hochbetagten Greise 
die trüben Gedanken oft geschwunden. Als aber Kaiser Wilhelm I. 
aus diesem Leben schied, und nach schwerem Leiden auch Kaiser 
Friedrich seine Augen schloß, da war es allein das Gottver¬ 
trauen, welches die Prinzessin aufrecht erhielt. 
Als Kaiserin. Sowie Wilhelm II. den deutschen Kaifer- 
thron bestieg, hatte er an seiner Gemahlin, der Kaiserin Auguste 
Viktoria, eine kräftige Stütze, die ihm bei den schweren Re¬ 
gierungssorgen stets ein liebes Heim bereitete. Außerdem ist 
unsere Kaiserin aber auch bereit, als Landesmutter für das
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.