Full text: Geschichtsbilder für die Mittelstufe höherer Mädchenschulen

manns geboren. Der Vater schickte ihn frühzeitig zur Schule 
und trug ihn oft auf den Armen dorthin. Später kam Martin 
auf die lateinische Schule zu Eisenach. Hier mußte er sich 
einen Teil seines Unterhaltes durch Singen vor den Thüren 
wohlhabender Leute oerdienen. Die gottesfürchtige Frau Cotta 
in Eisenach wurde durch sein herzliches Singen und Beten so 
gerührt, daß sie ihn in ihr Haus aufnahm, wo er von nun an 
ungestört lernen durfte. In seinem 18. Jahre ging Martin 
Luther aus die Hochschule zu Ersurt und studierte nach seines 
Vaters Wunsch die Rechtswissenschaft. Er vergaß aber auch das 
Beten nicht; denn das Wort: „Fleißig gebetet, ist über 
die Hälfte studiert," war fein Wahlspruch. Zu seiner Freude 
saud er in der Bibliothek der Universität 
eine lateinische Bibel und las diese mit 
der größten Verwunderung. Als er einst 
bei seinen Eltern zum Besuch gewesen war, 
brach auf der Rückreise ein so grauen¬ 
haftes Gewitter herein, daß er erschreckt 
zur Erde niederfiel und rief: „Hilf, 
liebe St. Anna, ich will ein Mönch 
Luther. werden!" Hieraus trat er in größter 
Seelenangst im Augustinerkloster zu Erfurt als Mönch ein. Im 
Kloster mußte er die niedrigsten Dienste verrichten und mit dem 
Bettelsacke die Stadt durchziehen. Wenn er in der Bibel las, 
riefen ihm die andern Mönche zu: „Bruder Martin, mit Betteln 
und nicht mit Studieren dient man dem Kloster." Ja, man 
sagte ihm sogar einmal: „Die Bibel richtet allen Aufruhr 
au." Er betete, fastete und studierte Tag und Nacht und konnte 
doch nimmer den gesuchten Trost finden. 
Luther in Wittenöerg. Weise nach Wom. Dr. Staupitz, 
der Vorgesetzte des Augustinerordens, empfahl den Martin Luther 
feiner Gelehrtheit wegen dem Kurfürsten von Sachsen zum 
Professor der neugestifteten Universität zu Wittenberg. Später 
sandte ihn Stanpitz in Sachen des Augustinerordens nach Rom. 
Unterwegs kam ihm das Bibelwort nicht ans dem Sinn: „Der 
Gerechte wird seines Glaubens leben." — Beim Anblick 
der Stadt ries er voll Ehrfurcht aus: „Sei mir gegrüßt, 
dn heiliges Rom!" Während seines Aufenthalts in der Stadt
	        
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