Amen." Hierauf wollte man den Kaiser bewegen, sein Versprechen,
Luther freie Rückreise zu gewähren, zu brechen. Doch Karl
sprach: „Was man zusagt, das soll man halten." Unge¬
hindert konnte Luther daher abreisen. Doch sprach der Kaiser,
der ein großer Feind der neuen Lehre war, über ihn die Reichs¬
acht aus, d. h. er erklärte ihn für vogelfrei. Niemand sollte
ihn beherbergen, ihn weder sättigen noch tränken, sondern wer
ihn fände, fangen und zur Bestrafung einliefern. Der Kurfürst
hatte indessen schon für Luthers Sicherheit gesorgt. Auf der
Rückreife wurde derselbe plötzlich von einigen verkappten Edel¬
leuten scheinbar überfallen und gefangen genommen. Sie legten
ihm im Walde Ritterkleidung an, setzten ihn auf ein Pferd und
jagten mit ihm davon.
Luther auf der Wartburg. Wibekübersehung. Um ihn
den Augen feiner Feinde zu entziehen, wurde Luther auf die
Wartburg bei Eisenach geführt. Man hielt ihn hier für einen
gefangenen Ritter und nannte ihn „Junker Jörg." Seine Feinde
hielten ihn für tot und triumphierten. Auf der Wartburg fing
Luther an, die Bibel in die deutsche Sprache zu übersetzen; denn
das Volk sollte selbst lesen, was zum wahren Christentum gehöre.
Später setzte er mit Beihilfe seiner Freunde die Verdeutschung
der heiligen Schrift fort, so daß 1534 die erste Bibel gedruckt
wurde. Oft geriet Luther auf der Wartburg in Schwermut.
Nach einer Sage bildete er sich einst ein, den Teufel an der
Wand seines Zimmers zu sehen, worauf er nach der vermeint¬
lichen Erscheinung mit dem Tintenfaß warf.
Dr. Karlstadt. Zehn Monate hatte Luther auf der Wart¬
burg zugebracht, als er vernahm, daß seine Anhänger in reli¬
giösem Eifer es zu großen Ausschreitungen kommen ließen.
Dr. Karlstadt in Wittenberg wollte mit einem Male alle Ein¬
richtungen der römischen Kirche abschaffen. Er drang mit einer
Anzahl Studenten in die Kirchen und zerstörte Altäre, Bilder
und geweihte Gefäße. Luther, alle Vorsicht vergessend, verließ
die Wartburg, eilte nach Wittenberg und schaffte durch seine
kraftvollen Predigten Ordnung.
I)er Mauernkrieg. Ihornas Münzer. Da in jener Zeit
gewaltiger Bewegungen die Bauern von den Gutsherren noch
schwer bedrückt wurden, so verlangten dieselben eine bürgerliche