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Brandenburg und Preußen unter den Hohenzollern.
hingen oft gelähmt. Sem Wahlspruch lautete: „Ansang, bedenk das
End .
Das Söldnerwesen. Zur Zeit des 30jährigen Krieges bestanden
nt. sriegyQccic aus Söldnern, die aus asler «Herren Sander angeworben
waren. Wer nicht Lust zur Arbeit Hatte, ließ sich im Falle eines Krieges
anwerben; denn der hohe Sold und die Beute verlockten viele zum zügel¬
losen Kriegsleben. Einst zogen zu Georg Wilhelms Zeit 3000 Mann
einer englischen Söldnertruppe durch die Mark. Dieses Heer bestand aus
lauter zuchtlosem Gesindel, welches zum Teil aus den Gefängnissen herbei¬
geeilt war und in Lumpen einherging. Als nun unter dieser Bande gar
eine ansteckende Seuche ausbrach, da war der Schrecken der Märker um
so größer. Außerdem lebte dieses Heer säst nur von Plünderung, und
die Bauern vom Lande mußten Schutz in den Städten suchen. Selbst
Berlin wurde bedroht. Doch die ganze Bürgerschaft griff zu den Waffen,
woraus die Soldner abzogen. — Als die Mark in der größten Not war,
ging Georg Wilhelm nach Preußen, das weniger vom Kriege berührt
wurde, und starb daselbst (1640). Brandenburg aber befand sich in trost¬
losem Zustande; Georg Wilhelms unentschiedene Regierung hatte nur
Elend und Jammer über das Land gebracht.
Elisabeth Charlotte von der Psalz, Georg Wilhelms Gemahlin,
war eine Schwester Friedrichs V. von der Pfalz, welcher von den pro¬
testantischen Böhmen zum Könige gewählt wurde und später alle seine
Länder verlor. Als Georg Wilhelm sich weigerte, mit seinem Schwager
Gustav Adolf ein Bündnis zu schließen, und die Schweden daraus drohend
vor Berlin erschienen, da begab sich Elisabeth Charlotte in das Lager
Gustav Adolfs und bewirkte es, daß die Hauptstadt nicht der Plünderung
preisgegeben wurde. Sowie nach Gustav Adolfs Tode die Schweden Herren
der Mark wurden, reiste die Kurfürftin nach Königsberg. — Der Wahl-
spruch dieser hohen Frau lautete: „Wer will uns scheiden von der
Liebe Gottes/'
30. Irie-rich Wilhelm, der große Mursijrsl von Brandenburg.
1640—1688.
Seine Jugend. Friedrich Wilhelm war unter dem Kriegslärm
groß geworden. Im Alter von 15 Jahren hatte er sich aus die Hochschule
zu Leyden in Holland begeben. Dieses Reich stand damals an der Spitze
6es_ Welthandels, und sein gewerbliches Leben befand sich in hoher Blüte.
Auf seinen Ausflügen, die der Prinz hier machte, erkannte er, daß dieses
Land im Gegensatz zu seiner Heimat einem großen Garten glich. Über
Ackerbau, Viehzucht und Schiffahrt ließ er sich fleißig belehren, und es
war sein Vornehmen, dereinst in seinem Vaterlande heilsame Verbesserungen
einzuführen. Zur Vervollkommnung seines Wissens reiste er auch nach
dem Haag, dem Hauptorte des Landes. Als man ihn daselbst zu einem
stündlichen Leben verführen wollte, widerstand er tapfer, wie es einem
braven Jünglinge geziemt, und sagte: „Ich bin's meinen Eltern, meiner
Ehre und meinem Lande schuldig!" Darauf eilte er zum Prinzen Hein¬
rich von Dranien, der sich vor Breda in Holland im Kriegslager be¬
fand. Als dieser den Grund vernahm, weshalb Friedrich Wilhelm den
Haag verlassen hatte, klopfte er ihm auf die Schulter und sprach: „Mein
Prinz, eure Flucht beweist mehr Heldenmut, als wenn ich
Breda eroberte. Wer schon so früh sich selbst zu überwinden