82
Preußens Könige und ihre Zeit.
der Nähe von Wien), und Kaiser Franz erlangte nur den Frieden mit großem
Länderverlust. — Später verstieß Napoleon seine Gemahlin Josephine
und vermählte sich mit Marie Luise, der Tochter des österreichischen
Kaisers.
Andreas Hofer. Für sein angestammtes Fürstenhaus Österreich hatte
sich auch Tirol erhoben, das Kaiser Franz von Österreich hatte, der Gewalt
Napoleons nachgebend, abtreten müssen. Zu
den Anführern der Tiroler gehörte auch
Andreas Hofer, der von seinem Wirtshause
„am Sand" im Passeyerthale der Sand¬
wirt genannt wurde. Da die Tiroler von
jeher gute Scharfschützen waren und alle
Stege in ihren Alpen und Thälern kann¬
ten, so waren sie den Franzosen und
Bayern gefährliche Feinde. Durch den Frie¬
den, welchen Kaiser Franz mit Napoleon
zu Schönbrunn schloß, ward bestimmt,
daß die Tiroler sich den Franzosen wieder
unterwerfen sollten. Auch Hofer legte das
Kommando nieder und entließ seine Leute.
Doch durch thörichte Schwärmer getäuscht
und zu neuem Kampfe ermuntert, rief er
noch einmal das Volk zu den Waffen. Als
das Land sich aber unterwarf, ward Hofer von Napoleon in die Acht er¬
klärt. Er rettete sich jedoch ins Gebirge, wo er sich den Winter hindurch
in einer verlassenen Sennhütte aufhielt. Ein falscher Freund verriet dem
Feinde seinen Aufenthalt, und so geriet er in Gefangenschaft. Man führte
ihn barfuß über Eis und Schnee und brachte ihn in Ketten nach Mantua
in Oberitalien. Hier ließ ihn Napoleon zum Tode verurteilen. Als er
ans dem Richtplatz niederknieen sollte, sprach er: „Ich stehe vor dem, der
mich erschaffen hat, und stehend will ich meinen Geist ausgeben." Dann
rief er selbst: „Gebt Feuer!" und von den Kugeln durchbohrt, brach er¬
sterbend zusammen.
63. Napoleons Iel-?ug nach Rußland. 1812.
Ursache des Krieges. Der Kaiser Alexander von Rußland war
lange mit Napoleon verbündet gewesen; aber der grenzenlose Ehrgeiz des
letztem zerriß auch dieses Bündnis wieder. Um England möglichst großen
Schaden zu thun, hatte Napoleon die sogenannte Kontinentalsperre
angeordnet, d. h. er hatte verboten, daß aus dem Festlande englische Waren
eingeführt würden. Eine strenge Durchführung dieses Verbots begehrte er
auch von feinem Bundesgenossen Alexander für das russische Reich. Dar¬
über kam es zum Kriege zwischen den beiden Kaisern, deren Verhältnis
ohnehin nicht mehr das beste war.
Feldzug gegen Rußland. Friedrich Wilhelm III. wurde von Na¬
poleon gezwungen, 200000 Mann Hilfstruppen gegen Rußland zu stellen,
den Durchmarsch des Heeres durch Preußen zu gestatten und die Ver¬
pflegung desselben zu übernehmen. So fiel Napoleon im Sommer 1812
mit einem Heere von einer halben Million auserlesener Krieger in das
große russische Reich ein. Es gelang ihm auch, im schnellen Zuge tief in
dasselbe vorzudringen, die Russen in einer großen Schlacht bei Borodino
Andreas §ofcc