I. Zeitalter der Reformation.
A. Fürsten.
1. Maximilian I.
Janssen, Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgange des Mittelalters,
13. Aufl., Bd. I. S. 525 ff.
Maximilian I. gehört zu den volkstümlichsten Königen der deutschen
Geschichte. Noch jetzt leben im Munde des Volkes manche kühne Gro߬
thaten des „letzten Ritters" und wunderbare Abenteuer, die er im Ge¬
tümmel der Schlachten oder in den Turnieren oder auf seinen Jagden
im Kampfe mit Bären und wilden Ebern zu bestehen hatte. „Er gewann
Achtung uud Zuneigung, wo immer er sich persönlich bethätigte": sei es
in jenem Zweikampf zu Worms, wo er uugekaunt und in gewöhnlicher
Rüstung den von allen gefürchteten französischen Ritter zn Boden warf
und dann, das Visier aufschlagend, dem jubeludeu Volke feiu Heldeu-
autlitz zeigte; sei es am Tage der Schlacht von Gninegate, an welchem
er, nachdem er die ersten Lorbeeren errungen, gleich hochherzig gegen
Freund und Feind sich in eigener Person an der Pflege der Verwundeten
beteiligte; oder sei es auf jenem einsamen Spazierritte vor Augsburg,
wo er in einem Hohlwege einen plötzlich schwer erkrankten Bettler antraf,
vom Pferde stieg, dem Kranken einen Labetrunk reichte, sein kaiserliches
Oberwams auszog, um den vor Kälte Zitternden damit zn bedecken, und
dann eiligst zur Stadt zurückritt, um einen Priester zu holen, der dem
Sterbenden die letzten Tröstungen der Religion bringen sollte. In
seinem Schlafgemach in der Hofburg zu Innsbruck fand man den Spruch
aufgezeichnet:
„Ich, König von Gottes Gnaden, trag die edl' Krön'
Darum, daß ich der Armen verschon,
Mitteil dem Armen als dem Reichen,
Daß wir in Freuden dort leben ewiggleichen."
Schon Maximilians äußere Erscheinung war fesselnd und wohl¬
thuend: seine edle Gestalt, sein fester, sicherer Gang, der Adel und die
Würde in all seinen Bewegungen, der Ausdruck nnverkümmerten Wohl-
Landwehr, Charaktere aus der neueren deutschen Geschichte. 1