14 Von den Kurfürsten. Der große Kurfürst.
die regierten. hieß der fünfte: Joachim I. Die Nanblust deö Adclö schien zn dessen Zeit noch
einmal aufzuleben; doch Joachim steuerte mit kräftiger Hand dagegen. Die Raubritter drohtent.
„Jochimke, Jochimke, hüte by, wo wy dy kriegen hangen wy by". Joachim aber fürchtete
sich nicht obgleich sie wirklich seinem Leben nachstellten; vielmehr ließ er die Räuber sangen
unb ansknüpsen. Die Bildung und Wohlfahrt seines Volkes lag ihm sehr am Herzen, und er wurde
daher von diesem wie ein Vater geliebt, ©ein nach ihm regierender «söhn Io acht mH. schlotzmit
dem Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlan einen Erbvertrag, worin er für .sem Hans die An¬
wartschaft auf Schlesien erwarb. Ans diesen Vertrag stützte sich spater Friedrich der Große.
Das Herzogtum Preußen. Von ber Memel bis zur untern Weichsel wohnten damals
die alten Prcnßen. Diese widerstanden aufs hartnäckigste dem Christentum und hielten mit
einet arofien Zähigkeit fast am heidnischen Glauben. Da drang der zur Zeit der Krenzzuge
aeftiftcte deutsche Ritterorden in ihr Land und eroberte dasselbe nach fünfzigjährigen blutigen
Kämpfe» Nun konnte das Christentum sich ungehindert Bahn brechen. Deutjche Ansiedler
verbreiteten deutsche Zucht unb Sitte und grünbeten Stäbte. Manenburg wurde der
des Rittei-orbeus, welcher brei Jahrhunberte hinburch bie Herrschaft behauptete. Albrecht von
Branbenburg aber erklärte sich zum erblichen Herzoge von Preußen. Im ^ahre lblb würbe
das Herzogtum Preußen mit dem Kurfürstentum Branbenburg vereinigt.
28. Der große Kurfürst. 1640—88.
Friedrich Wilhelms Jugend. Der Kurfürst Georg Wilhelm hatte einen Sohn
Namens Friedrich Wilhelm. Dieser erhielt eme. vortreffliche■ Gtaegunp, und
vor allem flößte ihm die Mutter echten christlichen Sinn und Gottesfurcht em. Er
verstand, noch sehr jung, schon mehrere fremde Sprachen, lateinisch, italienisch,
holländisch und polnisch. Als er zur weiteren Ausbildung aus die Umversrtat nach Heyden
in .Holland zog, brach hier aber die Pest aus, und er begab steh nach der Residenz¬
stadt Haag. Viele Versuchungen zu Ausschweifungen aller Art traten an ihn heran,
Doch er widerstand tapfer. Ich bin es Gott, meinen Eltern und meiner Ehre schuldig,
dem Guten treu zu bleiben, lagte er und verließ Haag. Der von trauten,
der davon hörte, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: So recht, lieber Vetter,
dir wird einst noch Größeres gelingen. ™ ~ s * cv • c
Lein Regierungsantritt. Als Junglmg von 20, Jahren kam Friedrich dur
Regierung des brandenbnrgisch-prenßischen Landes. Traurig aber sah ev m diesem Lande
ans. Länger als 20 Jahre wütete schon der Krieg, welcher als der,dreißigjährige
bekannt ist, und noch war -an ein Ende desselben nicht zu denken. Dw ganze Akcut
war verlvüstet. Wo früher blühende Dörfer gestanden hatten, lagen Trümmer und
Schutt, zwischendenen das Gras wucherte^ Wohl kehrten mit dem bannenden ^ruhling
der Storch und dieSchlvalbe zurück; doch fanden sie nicht das gastliche Dach, an njelchem
sie ihr Nest gebaut. Die Saatfelder lagen,brach und wüste, well es an Menschen
fehlte sie zu bearbeiten. Der Krieg hatte viele Tausende von Menschen dahingerafft.
Die Schlacht bei ZehrbeUin 11,75. Während der große Kurfürst jenseits des
Rheins (1674) mit den Franzosen im Kampfe war. fielen die Schweden m Brandenburg
ein Unverzagt eilte er ihnen mit seinem kleinen aber wohlgeubten Heere entgegen
imd griff sie am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin an. Allen voraii eilte der Kurfürst
und sprach seinen Soldaten Mut ein. Durch sein weißes )roß aber war er leinen
feinden kenntlich geworden, und sie richteten ihre Kugeln aus ihn. ^ies beuierkte»
nach der Sage, fein treuer Stallmeister E mannel F r o b en nnd bat den Kurfürsten, er
möge ihm den Schimmel geben, weil dieser sich.scheue- und !dafür seinen Braunen
besteigen. Kaum war der Tausch geschehen, als eme feindliche Kugel den reuen Stall¬
meister tot zu Boden streckte. Die Schlacht aber war vom Kurfürsten gewonnen, und
die Schwedeu flüchteten eiligst aus dem Lande.
Friedrich Wilhelm als LandeSvater. Im westfaüichm Friedeii erwarb der
aroßeKurfürst außer Hinterpommern undKammm noch die Stifter Magdeburg.
Halberstadt und Minden als weltlicheFursteutümer. Vor allem Nichte er nun
den Ackerbau zu heben, und zog Holländer und Frieslander in sein Land. ^ iesc bauten
sich in den Niederungen der Havel und Oder an. Jeder Bauer mußte nun ueben
seinem Hause einen Garten anlegen, und kein Mann durfte .heiraten, bevor er nicht
sechs Eichen und sechs Obstbäume gepflanzt hatte. Friedrich Wilhelm .führte den
Anbau der Kartoffel ein. ließ Landstraßen verbessern und richtete Posten ein.. Er.that
viel für Kircheu und Schulen und starb nach 48sähriger weiser Regierung ut einem
Alter vou 68 Jahren.