Full text: Vaterländische Geschichte

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König Friedrich Wilhelm I. 
1713—1740. 
1. Wie der König sparen lehrte. König Friedrich I. liebte die Pracht 
und feierte viele Feste. Die Vornehmen des Landes machten das nach. Einer 
trug immer kostbarere Kleider als der andere. Viele kauften ihre Kleider in 
Paris. Auch die Bürger brauchten damals viel Geld für Putz. Deshalb er¬ 
sparten sich die Leute nichts. Viele machten Schulden. König Friedrich 
Wilhelm lehrte seine Preußen sparen. 
Sein Vater Friedrich I. hatte an seinem Hose viele Beamte und Diener 
angestellt. Die meisten hatten fast nichts zu tun, bekamen aber hohe Gehälter. 
Friedrich Wilhelm I. entließ viele Hofbeamte. Dadurch ersparte er viel Geld. 
Er verkaufte auch die prächtigen Möbel, goldenen und silbernen Geschirre, 
Wagen und Pferde feines Vaters. Der König gab in der Sparsamkeit selbst 
das beste Beispiel. Er trug gewöhnlich den einfachen Soldatenrock. Leute, 
die französische Kleider trugen, konnte er nicht leiden. Teuere Speisen durften 
auf die königliche Tafel nicht aufgetragen werden. Glänzende Hoffeste fanden 
nicht statt. Abends besuchte der König das Tabakskollegium. Das war 
eine Gesellschaft von Generälen, Ministern und Freunden des Königs. Es 
wurde Bier getrunken, geraucht und heitere und ernste Geschichten erzählt. 
Die guten Folgen dieser Sparsamkeit zeigten sich bald. Der König 
konnte alle Schulden seines Vaters bezahlen. Er sparte sogar bares Geld. 
Seinem Sohne konnte er über 25 Millionen Mark hinterlassen. „Beispiele 
reißen hin." Das gute Beispiel des Königs wirkte auch auf das Volk. 
Dieses lernte das Sparen wieder. Die teuren Kleider kamen aus der Mode. 
Die Bürger trugen einfache blaue Röcke aus preußischem Tuch. Die Frauen 
waren zu Hause recht fleißig und fertigten ihre Kleider selbst. Jede Jungfrau 
hatte ihre Ausstattung in Wäsche selbst gearbeitet. 
2. Wie Friedrich Wilhelm I. gewissenhafte Leautte erzog. Friedrich 
Wilhelm I. ging oft allein durch die Straßen von Berlin und Potsdam. Er¬ 
trug gewöhnlich einen Stock in der Hand. Besonders gern besuchte er die 
Bauplätze. Wenn ihn die Arbeiter kommen sahen, waren sie um so fleißiger. 
Die Faulenzer prügelte er selbst durch. Müßiggänger konnte er nicht leiden. 
Selbst die Obstsrauen auf dem Markte mußten stricken oder nähen. 
Die königlichen Beamten sollten pünktlich sein. Die Minister mußten 
im Sommer oft schon früh um 5 Uhr beim Könige erscheinen. Wer mehr¬ 
mals zu spät kam, wurde entlassen. Überall sah der König selbst nach, ob 
die Beamten pflichttreu waren. Die Nachlässigen bestrafte er. Das erfuhr 
auch einmal der Torfchreiber von Potsdam. Dieser hatte das Stadttor zu 
öffnen und abends zu schließen. Er war aber ein Langschläfer. Die Land¬ 
leute mußten morgens mit ihren Waren oft lange vor der Stadt warten. 
Einmal kam der König frühzeitig ans Stadttor. Das war noch geschlossen, 
und die Bauern mußten warten. Da ging der König in die Wohnung des 
Torschreibers. Mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Torschreiber!" 
prügelte er ihn aus dem Bette. Nun ließ sich dieser nie mehr vom Könige 
wecken. — Alle Jahre durchreiste der König sein Land. Er kam gewöhnlich 
unverhofft. Er wollte sich überzeugen, ob seine Barnten auch ihre Pflicht er¬ 
füllten. Die preußischen Beamten verrichteten daher ihren Dienst stets pünkt-
	        
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