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prinz 18 Jahre all war, trat er ins Heer ein. Er wurde Oberst. Als
solcher lebte er längere Zeit in Breslau. Hier führte er das 11. Regiment.
2. Die Familie des Kronprinzen. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm
war vermählt mit der Prinzessin Viktoria, einer Tochter der Königin von
England. Das Kronprinzenpaar hatte vier Söhne und vier Töchter. Zwei
Söhne starben. Die beiden noch lebenden Söhne sind unser Kaiser und
Prinz Heinrich. Die Töchter heißen: Charlotte, Viktoria, Sophie und
Margarete.
3. Der Kronprinz im Kriege. Kronprinz Friedrich Wilhelm zog drei¬
mal in den Krieg. Im Winter 1864 war der Dänische Krieg. Die Soldaten
sroren und mußten oft im tiefen Schnee marschieren. Der Kronprinz hatte
es nicht besser. Doch war er stets heiter. Die Soldaten liebten ihn sehr
und ertrugen gern alle Beschwerden. — Im Deutschen Kriege 186 6 führte
der Kronprinz die zweite Armee. Er schlug die Österreicher bei Nachod und
Skalitz und half die Schlacht bei Königgrätz (3. Juli 1866) gewinnen.
(Verdienstorden.) — Im Deutsch-französischen Kriege 1870/71 führte der Kron¬
prinz die dritte Armee. Er besiegte die Franzosen bei Weißenburg (4. August)
und Wörth (6. August 1870). Auch half er die Schlacht bei Sedan ge¬
winnen. Der Kronprinz wurde in diesem Kriege General-Feldmarschall.
4. Der Kaiser Friedrich als Helfer in der Not. Bei Potsdam liegt
das Dorf Eiche. Hier brach einst ein großes Schadenfeuer aus. Sofort er¬
schien auch der Kaiser, der damals noch Kronprinz war, auf der Brandstätte.
Er leitete die Löscharbeiten. Zudem hatte er befohlen, daß zwei Kompagnien
Soldaten zur Hilfe herbeikommen sollten. Der hohe Herr selbst eilte in die
Häuser hinein und rettete. Sein Gesicht und seine Hände waren ganz schwarz.
Doch achtete er nicht daraus. Die Leute waren durch das Feuer arm ge¬
worden. Der Kaiser aber war ein Helfer in der Not. Er gab für jedes
Kind 25 Mark, damit Kleider beschafft würden.
5. Kaiser Friedrich als Linderfreund. Besonders gern wohnte Kaiser
Friedrich auf dem Landgute Bornstedt bei Potsdam. Als Kronprinz be¬
suchte er Oft die Schule. Als er einst dem Unterrichte beiwohnte, erhielt der
Lehrer die Nachricht, daß seine alte Mutter todkrank sei. Da erklärte Friedrich
dem Lehrer, er müsse sofort abreisen. „Aber meine Klasse" — meinte der
Lehrer. Der hohe Herr jedoch sagte: „Gehen Sie nur sofort, damit Sie Ihre
gute Mutter noch lebend antreffen; ich werde schon für die Kinder sorgen."
Als der Lehrer fort war, unterrichtete und prüfte Friedrich die Schüler, bis
die Unterrichtszeit zu Ende war.
Am Weihnachtsfeste wurden die Gutsarbeiter und ihre Familien um
einen großen Weihnachtsbaum versammelt. Die Jugend erhielt Kleidungsstücke,
Bücher und andere Geschenke. Das Kronprinzenpaar feierte alljährlich in
Bornstedt ein großes Kinderfest.
6. Regierung, kraukheit und Tod. Im Jahre 1887 erkrankte der
Kronprinz Friedrich Wilhelm an einer schlimmen Halskrankheit. Die Ärzte
rieten ihm, nach dem warmen Italien zu reisen. Dort bewohnte er eine
schöne Villa in San Remo am Mittelmeere. Seine treue Gemahlin und
seine Kinder umgaben ihn. Das Halsleiden wurde so schlimm, daß der Kron¬
prinz jeden Augenblick zu ersticken drohte. Da schnitten ihm die Ärzte den