Full text: Die Geschichte des Altertums

24 Die orientalischen Völker. 
Menge kleinerer und größerer Königreiche. Die Kämpfe mit den 
Ureinwohnern des Landes besangen sie in großen Volksliedern, 
welche später ausgeschrieben wurden. Aus ihnen ersieht man zwar 
das Leben und Treiben der alten Inder, aber von der Entwicklung 
ihrer Staaten in den folgenden Jahrhunderten weiß man wenig oder 
nichts. Es blieb eben der Zustand der indischen Staaten und ihrer 
Einrichtungen fast unverändert bestehen; auch die Kriege der 
arischen Staaten untereinander, welche einige Jahrhunderte 
währten, hörten allmählich ganz auf. 
Kultur der Inder. [Kasten.] Solange in Indien gekämpft 
wurde, war der Stand der Krieger (Kfchatrija) der vornehmste; 
als die Kriege aber ruhten, erlangten die Priester (Brahmanen) 
den größten Einfluß im Lande. Die dritte Kaste (Vaschja) bestand 
aus den arischen Gutsbesitzern und Kaufleuten; die vierte Kaste 
(Sudra) waren die unterworfenen Eingeborenen, die sich frei¬ 
willig gefügt hatten; endlich gab es noch eine fünfte, unreine Kaste 
(Paria), die von aller menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen blieb. 
Die Scheidung dieser Stände wurde eine immer schroffere. 
[Religion. Brahmalehre.] Die ursprüngliche Natur¬ 
religion (Sonnendienst) verwandelten die Priester in die Lehre von 
Brahma, welcher als höchster und unsichtbarer Gott alle übrigen 
Götter und die ganze Welt geschaffen hat. Wer ihm dienen will, 
muß alle Freuden und Schmerzen des Lebens verachten lernen 
(Ascetik). Später wurden dem Brahma die Götter Vischnu (der 
Leiter des Lebens) und Schiva (Gott der Vernichtung und des 
Todes) als ebenso gewaltig zugesellt. 
Die heiligen Bücher, in denen die heiligen Opserbräuche, 
Gebete und Gesänge enthalten waren, stammten aus sehr alter Zeit 
und hießen Veden. Sie waren in der Sanscritsprache geschrieben, 
einer Schwestersprache des Griechischen, Lateinischen, Deutschen u. a., 
aber altertümlicher als diese. Die Schriftzeichen waren wohl von 
den Phöniziern entlehnt. Das Sanscrit hörte aber fchon einige 
Jahrhunderte vor Chr. auf, Volkssprache zu sein; das verwandte 
Pracrit u. a. Dialecte traten an seine Stelle. 
[Buddha c. 600 v. Chr.] Die Brahmareligion verlor bedeutend 
an Ansehn, als um 600 v. Chr. Buddha mit einer neuen Lehre 
auftrat. Er war ein Königssohn eines kleinen Reiches am Süd- 
abhange des Himalaja und lehrte, alle Menschen seien gleich; die 
Kasteneinrichtung müsse also aufhören; das ganze Leben sei
	        
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