um Rat, wo er sich eine neue Heimat suchen sollte. Der Gott besaht
ihm, er solle an dem Orte eine Stadt gründen, zu welchem ihm eine
Kuh den Weg zeigen werde. Kadmus machte sich aus, fand die ver¬
heißene Kuh und folgte ihr nach. Sie leitete ihn nach Griechenland, in
die Landschaft Böotien, und da, wo sie sich niederließ, legte er den
Grund zur Stadt Theben. Nun wollte Kadmus die Kuh der Athene
opfern und sandte seine Gefährten zu einer Quelle, um Wasser zu
holen. Die Quelle aber war von einem Drachen bewacht, der die
meisten seiner Gefährten tötete. Kadmus erlegte ihn und säte dann
auf Athenes Rat die Drachenzähne in den Boden. Daraus wuchsen
gewappnete Männer hervor, die bald miteinander in Streit gerieten und
sich bis auf fünf gegenseitig töteten. Die Überlebenden halfen ihm die
neue Stadt bauen.
Ödipus.
Unter den Königen, die ans seinem Geschlechte in Theben regierten,
ist besonders Lams durch sein und seiner Nachkommen furchtbares Ge¬
schick berühmt geworden. Ein Orakel hatte ihm verkündet, der Sohn
seiner Gemahlin Jokaste werde ihm das Leben nehmen. Lams, in
seiner Angst, band dem Knäblein, das ihm bald darauf geboren ward,
die beiden Knöchel fest zusammen, um ihm das Entkommen unmöglich
zu machen, und übergab es so einem Diener, um es auszusetzen. Der
Diener trug es auf den Berg Kithäron, wo er es hilflos liegen ließ.
Dort fanden Hirten des korinthischen Königs Polybus den schreienden
Knaben und brachten ihn ihrer Königin Periböa. Das königliche Paar,
das keine Kinder hatte, nahm den Findling auf und erzog ihn an
Sohnes Statt. Da seine Füße von der engen Schnürung geschwollen
waren, nannte man ihn Ödipus, d. i. „Schwellfuß". In Korinth
wuchs er als Königssohn fröhlich aus, ohne von seiner Herkunft eine
Ahnung zu haben, bis ihm einer seiner Altersgenossen einst im Zanke
vorwarf, daß er ja nur ein angenommenes Kind sei. Dieses Wort
drang ihm tief ins Gemüt. Die angeblichen Eltern wichen seinen
Fragen aus; er aber wollte Gewißheit haben über seine Herkunft und
fragte das Orakel zu Delphi. Das gab ihm die Weisung, die Heimat
zu meiden, sonst werde er seinen Vater töten und sich mit seiner Mutter
vermählen. Da Ödipus gewöhnt war, Korinth als seine Heimat anzu¬
sehen, so kehrte er nicht wieder dahin zurück, sondern wanderte von
Delphi aus nach Theben zu. Unterwegs, in einem engen Hohlweg,
begegnete er einem Wagen, in dem ein fürstlich gekleideter Mann saß.
Der voranschreitende Herold gebot ihm auszuweichen. Darüber kam es
zum Streit, der Mann im Wagen versetzte mit seinem Stabe dem Jüng¬
ling einen Schlag aufs Haupt. Da griff dieser zur Wehr und erschlug
den Herrn samt dem Herold und den Übrigen Dienern bis auf einen,
der entrann. Er setzte darauf seinen Weg fort und gelangte vor die