Full text: Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart

r r?tc $ortr ?mb Gaugemeinden. Die alten Deutschen wohnten 
sowohl tit Einzelhofen, die inmitten der Feldmark lagen, wie in geschlossenen 
Dörfern. Die benachbarten freien Grundbesitzer bildeten eine Markn na 
oder Markgenossenschaft. Eine größere Zahl von Dorfgemeinden oder 
Markgenossenschaften bildete einen Gau, eine Gau genossen sch äst oder 
Hundertschaft. Die Mitglieder der letzteren hatten sich zum gegenseitigen 
Schutz verbunden. » 
Der Staat. Die gesamten Gaue eines Stammes bildeten einen 
Ltaat, in welchem die Bolksgemeinde unter einem selbstgewählten Fürsten 
oder Könige über alle wichtigen Angelegenheiten beriet. Die Volksver- 
versammlnng fand in der Regel um die Zeit des Neu- oder Vollmondes 
statt. An derselben nahmen alle freien Männer teil und erschienen in 
Waffen. Als Versammlungsstätte wählte man einen geweihten Ort, etwa 
unter einer Eiche, Linde oder bei einem geheiligten Steine. Diese Stätte wurde 
Malstatt oder Thiug (Dingstatt) genannt, weil daselbst gelingt, d. H. be¬ 
raten oder verhandelt wurde. Der Vorsitzende der Versammlung war der 
König oder der Fürst; Ordnung und Ruhe hielt der Oberpriester. Herangereifte 
und waffenfähige Jünglinge wurden durch die Edelsten ihres Stammes für- 
wehrhaft erklärt. Die letztgenannte Handlung nannte man Schwertleite. 
Außerdem beschloß man in der Volksversammlung über Krieg und Frieden, 
über die Wahl der Fürsten, über Knüpfung von Bündnissen, über Ver¬ 
teilung von Kriegsbeute, über Landesverrat, feige Flucht, Brandstiftung, 
Raub, Diebstahl 2c. Art den Verhandlungen der Volksversammlung be¬ 
teiligten sich außer dem Köuige oder Fürsten nur die ältesten und 
weisesten Männer der Gemeinden. Stimmte die Menge einem Vorschlage 
zu, so gab sie dies durch das Zusammenschlagen der Schwerter zu erkennen, 
während eine Ablehnung sich durch Murren kund that. Von der Volks¬ 
versammlung gingen überhaupt alle Gesetze aus. Letztere beruhten auf 
Gewohnheitsrecht und Herkommen und pflanzten sich mündlich in kurzen 
Sprüchen fort. 
Bewaffnung und Leibesübungen. Zu den Waffen gehörte die 
Framea (Frame) oder der Knrzfpeer, ein Stab, welcher gewöhnlich eine Eisen¬ 
spitze hatte, und zum Stoß oder Wurf diente. Der Spieß, ein langer Schaft 
mit einer Metallspitze, diente nur zum Stoß. Außerdem führte man deu 
Streithammer, die Keule, die Streitaxt, das kurze Schwert (Sax) oder 
ein lauges Schwert, sowie Pfeil und Bogen. Als Schutzwehr diente der 
Schild aus Flechtwerk oder Holz. Statt der Helme bediente man sich im 
Kriege der Kopfhäute wilder Tiere, deren Geweih und Hörner drohend 
hervorragten und dem Heere ein grauenvolles Ansehen gaben. Man 
kämpfte zu Fuß und zu Pferde. Zu erwähnen ist auch der Schwerttauz, 
welcher von deutscheu Jünglingen vor Zuschauern aufgeführt wurde. 
Leicht bekleidet sprangen sie zwischen Schwertern und feindlich drohenden 
Framen hin und her. Ihre Kuust darin war so groß, daß sie dabei nicht 
verwundet wurdeu. — Außerdem gab es auch solche junge Männer, die im 
Springen eine große Gewandtheit besaßen. Manche vermochten über 
2—5 Rosse, die Kops an Kopf und Schweif an Schweif eng an einander 
gestellt waren, hinwegzuspringen. 
Das Heereswesen. Erschien ein Krieg unvermeidlich, so wurde 
der Heerbann (die Landwehr) aufgeboten, wozu alle wehrfähigen Männer 
gehörten. Vor Beginn des Kampfes wurde eiu Schlachtgefaug, Barditus 
angestimmt, der einen grauenhaften Eindruck machte. Oft waren auch 
Weiber und Kinder in der Nähe des Schlachtfeldes, um die Kämpfenden 
anzufeuern, die Verwundeten zu verbinden uud die Gefallenen zu preisen.
	        
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