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B. IV. Periode. Carolingische Könige
nig von Frankreich (912) an sich gezogen hatte, eroberte er
wieder, und gab es dem mächtigen lothringischen Grafen, Gi-
selbert, welchen er durch Vermählung mit seiner Tochter Ger-
berge noch fester an sich knüpfte. Ein neuer Einbruch der Ungarn
(922) belehrte ihn von der Mangelhaftigkeit des deutschen Kriegs-
wesens. Das schwere deutsche Fußvolk erlag den flinken Angriffen
der zaÿlreichen ungarischen Reiterey , und Heinrich selbst erlitr
eine scwere Niederlage; doch gelang es ihm, für die Auslösung
eines ihrer gefangenen Anführer, Zoltan, einen neunjährigen Waf-
fenstillstand zu erhalten, wofür er sich zum Tribute verstand (924).
Heinrich benüßte die Zeit des Waffensiillstandes vortreff-
lich. Er umgab die Flecken der Deutschen mit Mauern und
Graben, wodurch der vordringende Feind aufgehalten werden
sollte, und befahl, daß der zehnte Mann eines jeden Gaues in
die Stadt ziehen, und ein Drittel der Ernte in dieser verwahrt
werden sollte. Um die Abneigung der Deutschen gegen das
Leben in den Städten zu beheben, befahl er, daß daselbst die
königlichen Gerichte, Jahrmärkte, Gastmähler und Jeste gehal-
ten, gewisse Rechte den Bürgern überlassen, und Würden und
Lehen ihnen für geleistete Kriegsdienste offen seyn sollten. So
erschuf er in Deuschland eine neue vortreffliche Miliz. Auch
suchte er die Reiterey der Deutschen zu verbessern, und ermun-
terte den Adel zu ritterlichen Übungen, zu welchem Ende er,
nach dem Muster der arabischen Ritterspiele, die Turniere ein-
richtete. Die von ihm gebildete Miliz übte er in Kriegen gegen
die slavischen Gränznachbarn, und errichtete in den eroberten
Gegenden die Markgrafschaften Me i ß en (929) und Nor d-
Sach sen oder die brandenburgische Altmark (931], welche er
durch angesiedelte Sachsen und Franken in ein deutsches Land
verwandelte. Er drang bis Prag vor, und nöthigte den Her-
zog von Böhmen, Wenzel den Heiligen, zur Erneuerung des
Tributes. Gegen die jenseits der Eyder besiegren Normänner
legte er die Mark S ch le sw ig an, über welche er einen deut-
schen Markgrafen seßte. Der deutsche Adel errichtete allent-
halben auf Bergen und Felsen feste Burgen und Schlösser,
nach dem Vorbilde der römischen Casltelle.