ung erfcest, so sind dort die Göttersagen den Nachkommen verblieben: ja die
nordischen Sänger/Skalden) haben sie herrlich ausgebildet. Die Skandinavier
und Isländer besitzen diese Sagen in zwei Büchern, die ältere und jün¬
gere Edda genannt, wovon es auch Übersetzungen ins Hochdeutsche giebt.
Wtr dürfen wohl annehmen, daß diese nordischen Sagen der Hauptsache
nach auch für unsere Vorfahren, die alten Deutschen, gültig sind.
, ^rstc Schöpfung Als nach der nordischen Schöpfungssage Himmel
und Erde mcht da waren, weder festes Land, noch die wogende See da
stand der unendliche Raum klaffend und leer nach allen Seiten offen. Doch
waltete der Geist Allvaters, der von Ewigkeit war, und auf sein
allmächtiges Wort sonderte sich das Sicht von der Finsternis. Zwei Welten
entstanden: Niflheim im Norden, wo es kalt und dunkel war, und
Mnsplheim im Süden, wo Licht und Wärme herrschte. Das erste
lebendige Wesen war der Riese Ymir (der Tosende). Dieser schuf andere
Ungetüme, die Eisriesen. Mit 9)mir zugleich war die große Kuh
Audhumbla (die Milchreiche) entstanden, von deren Milch sich die Riesen
nährten. Da kam einst aus dem Eise im Zeitraum von drei Tagen ein
Ichoner Mann zum Vorschein, der hieß Buri, der Schaffende. Er hatte
einen eohit Namens Bör, der Geschaffene. Dieser vermählte sich mit der
Tochter eines Eisriesen und hatte später drei Söhne, die ersten Götter oder
Ajen; ste hießen: Odin, Wile und We.
Zweite Schöpfung. Doch die drei Götter lebten mit dem Urriesen
jjmtr in Unfrieden und töteten ihn. In feinem Blute ertranken auch alle
anderen Riesen bis aus einen. Dieser rettete sich mit seiner Familie in
entern Boote und wurde der Stammvater des neuen Riesengeschlechtes. Nun
Ichnsen die Götter aus dem Leibe Ymirs die Erde und den Himmel den
an 4 Ecken je ein Zwerg trägt. Aus dem Grnnde des Meeres lag' aber
eine große Schlange, die Midgardschlange, welche sich rund um die Erde
gewickelt hatte, sich in den Schwanz biß und das feste Land zusammenhielt.
Wach Erschaffung der Welt formten die Götter aus zwei Holzstücken die
ersten Menschen, aus Eschenholz den Mann, ans Erlenholz das Weib.
Doch wenn der Leib auch aus irdischen Stoffen gebildet wurde, die Seele
ist, wie schon unsere heidnischen Vorfahren glaubten, nach dem Bilde All¬
vaters geschaffen.
6. Sage von der IveÜesche und den Nornen.
Die Weltesche. Das ganze Weltgebäude wird durch die Riesenesche
Yggdrasil versinnbildlicht. Diese ragt durch alle Reiche der Welt, unter
welchen die wichtigsten sind: Asgard oder Asenheim, wo die Götter
wohnen, Jö tun heim an der Meeresküste, wo die Riesen leben, Midgard
«der mittlere Garten) oder Mannheim, das Land der Menschen. Drei
Wurzeln halten den Stamm ausrecht; doch niemand kann sehen, wo er¬
wächst. Die Zweige des Baumes breiten sich über die ganze Welt aus und
reichen bis über den Himmel. Viel Unbill mnß die Esche erdulden: denn
die Wurzeln werden unten von einem Drachen zernagt; die Seite wird hohl,
und vier Hirsche fressen von den Knospen des Baumes.
^ Die dornen. Art Iggdrasils Wurzeln quillt der Urdbrttnnen.
Da sitzen drei Jungfrauen, es find die Nornen oder Schicksalsschwestern.
Kronen schmücken deren Häupter. Ihre Namen heißen: Würd oder Urd
(Vergangenheit), Weröandi (Gegenwart), Sknld (Zukunft). Täglich
schöpfen sie aus dem Brunnen und bespreugen mit Wasser die Zweige der
Weltesche, damit dieselben nicht verdorren. Ernst und düster schaut die