Full text: [Teil 5 = Kl. 5, [Schülerband]] (Teil 5 = Kl. 5, [Schülerband])

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Hebel. 
Esset denn, gesegn es euch Gott; und wachst und gedeihet! 
5 Sehet, die Haberkörnchen, die hat der Vater gesäet 
Zwischen die Furchen mit fleißiger Hand und geegget tm 
Frühjahr. 
Aber, daß es da wuchs und reis geworden, dafür saun 
Euer Vater nicht, das tut der Vater im Himmel. 
Denkt euch nur, ihr Kinder, es schläft im mehligen Körnchen 
10 Klein und zart ein Keimchen, nicht rührt, nicht regt es darin sich. 
Nein, es schläft und sagt kein Wort und ißt nicht und trinkt nicht. 
Bis in den Furchen es liegt da draußen int lockeren Boden, 
Aber dort in den Furchen — es ist so feitcht ltub so warm drin — 
Wacht es heimlich auf aus seinem verschwiegenen Schlafe, 
15 Streckt die Gliederchen aus und saugt am saftigen Körnchen, 
Just wie ein Mutterkind, es fehlt nur, daß es nicht weinet. 
Mit der Zeit wird's größer und heimlich schöner und stärker, 
Schlüpft aus seinen Windeln und streckt sein Würzelchen nieder 
Tief hinab in den Grund und sucht und findet die Nahrung. 
20 Ja, und die Neugier sticht's; gar gern auch möcht es erfahren, 
Wie's denn da oben wohl weiter ist. Ganz heimlich und furchtsam 
Guckt es zum Boden heraus — der tausend! das will ihm 
gefallen! — 
Unser lieber Herrgott der schickt ein Engelchen nieder: 
„Bring ihm ein Tröpfchen Tau und sag ihm freundlich 
Willkommen!" 
25 Und es trittst, und es schmeckt ihm so wohl, und es streckt sich 
behaglich. 
Derweil kämmt sich die Sonne, und sauber gekämmt und ge- 
waschett 
Kommt mit dem Strickzeug sie hervor aus den Bergen gegangen. 
Wandelt ihren Weg hoch an der himmlischett Landstraß, 
Strickt und sieht herab, gleichwie eine freundliche Mutter 
30 Nach den Kindern steht. Sie lacht dem Keimchen entgegen. 
Und das tut ihm so wohl bis tief an die Wurzeln herunter. 
„Solche schöne Frau und doch so gütig und freundlich!" 
Aber was strickt sie denn nur? Gewölk aus himmlischen Düften. 
Da! schon tröpfelt's, ein Spritzerchen kommt, darauf regnet es 
tüchtig; 
35 Keimchen trinkt sich satt. Darauf weht ein Lüftchen und 
trocknet's, 
Und es sagt: „Jetzt kriech ich auch nie mehr unter den Boden, 
Nein, um keinen Preis! Da bleib ich, geh's, wie es gehn mag!"
	        
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