Full text: Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart

Lokomotive zu bauen, die im Stande war, angehängte Wagen weiter zu 
ziehen. Schon 1830 wurde zwischen Liverpool und Manchester die erste 
Eisenbahnlinie dem Verkehr übergeben. Zwischen Nürnberg und Fürth 
baute man (1835) ebenfalls eine Eisenbahn; doch wurde dieselbe anfänglich 
mit Pserdeu und erst später mit einer Lokomotive in Betrieb gesetzt. Die 
erste Eisenbahn, bei welcher in Deutschland die Dampfkraft in Anwendung 
kam, wurde 1837 zwischen Leipzig und Dresden eröffnet. Zwischen Berlin 
und Potsdam gab es bereits 1838 eine Eisenbahn. Seit jener Zeit aber 
hat das Eisenbahnwesen sich ungemein erweitert. - Nach Nutzbarmachung 
der Dampfmaschine hatte man eine große Arbeitskraft gewonnen. Bei 
Mühlen, Dreschmaschinen und in den verschiedensten Fabriken wendete man 
die Dampskrast an. 
Telegraph und Telephon. Die beiden Gelehrten Gauß und 
Weber in Göttingen entdeckten (1833), daß man den elektrischen Strom, der 
blitzschnell durch einen Draht eilt, als Zeichengeber benutzen könne. Bald 
darauf erfand der Nordanierikaner Morse eine Vorrichtung, welche es 
möglich macht, durch den elektrischen Strom mit Anwendung eines Magnets 
Punkte und Striche aus einen rollenden Papierstreisen zu schreiben. Ans 
solchen Punkten setzt man das telegraphische Alphabet zusammen, und auf 
diese Weife ist es möglich, in die Ferne Depeschen oder Drahtnachrichten 
zu senden. Man hat auch elektrische Telegraphen von einem Erdteil nach 
dem andern durch das Meer gelegt. Die Leitungsdrähte (Kabel) sind von 
einem Ufer zum andern ins Meer versenkt. Einem Deutschen Namens 
Philipp Reis gelang es (1860) das Telephon (Fernsprecher) zu er- 
sinden, durch welches man Worte und Töne in die Ferne senden kann. 
Die Amerikaner Gr ah a m B ell und Edison stellten einen so vollkommenen 
Fernsprecher her, daß derselbe in den verschiedensten Ländern, auch (1877) 
tit Deutschland eingeführt wurde. Was würden wir wohl heute ohne Tele¬ 
graph nnd Telephon ansangen, die uns unentbehrliche Verkehrsmittel ge¬ 
worden sind? 
Beleuchtung. Noch in den ersten 25 Jahren des 19. Jahrhunderts 
erhellte man die Straßen der Städte mit Öllampen, wenn überhaupt eine 
nächtliche Beleuchtung stattfand. Durch das Ausglühen der Steinkohlen 
gewann man in England das Leuchtgas, welches (1814) zuerst in London 
und dann auch (1826) in Deutschland, und zwar zuerst in Berlin und 
Hannover, zur Straßenbeleuchtung in Anwendung kam. Später benutzte 
man es auch in Fabrik- und Wohnräumen. Im letzten Viertel des 19. Jahr¬ 
hunderts stellte man durch große Maschinen elektrische Ströme her, die 
durch Drähte in die Straßen, Häuser und Fabriken geleitet wurden und 
die elektrischen Bogen- und Glühlampen zum Leuchten bringen. 
Nachdem man auch die Öllampen durch Glascylinder und Glasglocken ver¬ 
bessert hatte, kam (gegen 1860) das Petroleum in Gebrauch, das heute a(U 
gemein benutzt wird. 
Andere Erfindungen. Zu den sonstigen neuen Erfindungen gehört 
die Photographie, die heute bei Herstellung von Bildwerken eine große 
Rolle spielt und auch der Wissenschaft und dem Gewerbe unentbehrlich ist. 
Nicht zu vergessen ist die Nähmaschine, die fast in keinem Haushalt 
fehlt. Auch darf die elektrische Eisenbahn nicht unerwähnt bleiben, die 
ein bedeutendes Verkehrsmittel bildet. Endlich wollen wir noch das Zwei- 
rad nennen, das teils dem Vergnügen dient, und teils in den Dienst des 
praktischen Lebens gestellt ist.
	        
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