Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte

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14 A. Aus der griechischen Geschichte. 
Hebung der innern Blüte Athens. Die günstige Lage der Stadt und die 
Strebsamkeit ihrer Bürger hoben bald den durch die Herrschaft zur See gesicherten 
Handel Athens zur höchsten Blüte. Aus allen Küstenländern des Mittelmeeres kamen 
Handelsschiffe nach Athen; unermeßliche Schätze wurden der Stadt zugeführt, und eine 
große Anzahl fremder Bürger ward zur Ansiedelung bewogen. Athen soll zu jener 
Zeit 180000, ganz Attika aber 500000 Einwohner gezählt haben. Allerdings waren 
Zweidrittel davon Sklaven. 
Um den ärmeren Bürgern auch Gelegenheit zur geistigen Ausbildung zu 
geben, wurde ihnen durch Bezahlung aus der Staatskasse der Besuch der Theater 
ermöglicht. Die Stadt wurde mit den herrlichsten Werken der Baukunst und der 
Bildhauerkunst geschmückt. Künstler und Gelehrte strömten aus allen Weltteilen 
herbei und fanden reichlich Unterstützung und Förderung durch Perikles. So wurde 
das Interesse der Bürger für Kunst und Wissenschaft geweckt, der Geschmack gebildet, 
die Bildung verfeinert. Niemals und nirgends sind Kunstsinn uud feine Bildung so 
bis in die untersten Volksschichten verbreitet gewesen, wie zur Zeit des Perikles in Athen. 
Bauten und Kunstwerke. Den Glanzpunkt Athens bildete die gänzlich um¬ 
gebaute Burg (Akropolis). Im Norden der Stadt erhob sich ein steiler Hügel, zu 
dem eine breite Treppe aus weißem Marmor emporführte. Am obern Ende der 
Treppe befanden sich" die Propyläen, ein hohes Säulenthor mit 5 Durchgängen, 
welches ebenfalls aus weißem Marmor erbaut war; zu beiden Seiten schlossen sich 
große Gebäude mit säulengeschmückten Vorhallen an. Prachtvolle Gemälde zierten 
die Wände dieser Hallen. Der ganze Gipfel des Berges war ringsum mit einer 
Mauer umgeben. Hier genoß man eine entzückende Aussicht auf die Stadt und den 
Hafen, das blaue Meer mit seinen Inseln, die fruchtbaren Gefilde Attikas und die 
fernen Berge des Peloponnes. Auf dem höchsten Punkte des Berges erhob sich das 
17 m hohe Standbild der Pallas Athene, von Phidias aus der Beute von 
Marathon in Erz gegossen. Schon am Vorgebirge Sunium, fünf Meilen von Athen, 
sahen die Schiffer der Göttin Lanze und Helmbusch blitzen. Unter der Menge von 
Tempeln, welche die Burg zierten, erregte die meiste Bewunderung der Parthenon, 
der Tempel der Athene. Dieses Meisterwerk der alten Baukunst bildete ein längliches 
Viereck, um welches ringsum eine auf Marmorsäulen ruhende Halle führte. Im 
Innern dieses Tempels stand die 12 m hohe Bildsäule der Göttin, von Phidias auf 
den ausdrücklichen Willen des auf seinen Reichtum stolzen Volkes nicht aus Marmor, 
sondern aus Gold und Elfenbein gearbeitet. Auch in der unteren Stadt fanden sich 
zahlreiche herrliche Tempel uud andere Bauwerke. Straßen und Plätze waren ge¬ 
schmückt mit kunstvollen Bildsäulen. Prächtige Säulenhallen gewährten Schutz gegen 
Sonnenbrand und Regen. 
Künstler, Gelehrte und Dichter. Der berühmteste Bildhauer Athens zur 
Zeit des Perikles war Phidias. Manches Meisterwerk schuf seine Hand. Als seine 
bewundernswerteste Schöpfung gilt die Bildsäule des Zeus zu Olympia. Für 
Athen schuf er die Bildsäulen der Athene auf der Burg. Die hervorragendsten 
Maler waren Zenxis und Parrhasins. Einer besondern Pflege erfreute sich in 
Athen die Redekunst. Der bedeutendste Redner jener Zeit war Perikles selbst. — 
Die Geschichtsschreibung wurde durch Herodot, den „Vater der Geschichte", und 
durch Thncydides zu hoher Blüte..gebracht. In den kunstvoll geschmückten Theatern 
kamen die Meisterwerke der Dichter Aschylus, Sophokles und Euripides zur 
Aufführung. 
Ausbruch des peloponnesischen Krieges. Die seit den Perserkriegen 
bestehende Eifersucht Spartas auf das aufblühende Athen führte noch 
zu Lebzeiten des Perikles zu einem fast 30 Jahre dauernden Kriege, 
durch welchen Athen von der Höhe seiner Macht herabgestürzt und die 
Blüte Griechenlands für immer vernichtet wurde. Die Veranlassung 
zum Kriege bot ein Streit zwischen der Stadt Korinth und einer ihrer 
Kolonieen, in welchen sich sowohl Athen als auch Sparta mischten. Da 
in diesem Kriege die meisten Staaten des Peloponnes auf seiten Spartas
	        
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