Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte

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Luise, gestorben. Alljährlich pflegte er an diesem Tage das Grab der 
Mutter im Mausoleum zu Charlotteuburg zu besuchen. Besonders 
lange weilte er in diesem Jahre an der für ihn heiligen Stätte und 
flehte Gott den Allmächtigen an um seinen Beistand in dem bevor¬ 
stehenden Kampfe. An demselben Tage erneuerte er als Auszeichnung 
für diesen Krieg den Orden des Eiserneu Kreuzes, das er sich 
selbst als Jüngling im Kampfe gegen Napoleon I. erworben hatte. 
Am 31. Juli reifte er selbst auf den Kriegsschauplatz und über¬ 
nahm die Oberleitung des Heeres. In seiner nächsten Umgebung be¬ 
fanden sich der Leiter des Generalstabes General von Moltke, der 
Kriegsminister General von Roon und der Bundeskanzler Graf 
Bismarck. 
Napoleon hatte feit Jahren so eifrig gerüstet und jetzt mit einer 
solchen Eile zum Kriege gedrängt, daß man allgemein glaubte, das 
französische Heer sei durchaus schlagfertig und werde sofort die deutsche 
Grenze überschreiten. Er selbst hatte den Oberbefehl über die im 
Norden aufgestellte Armee übernommen, die dem General von Stein¬ 
metz und dem Prinzen Friedrich Karl gegenüber stand; dem Heere des 
Kronprinzen gegenüber stand ein starkes französisches Heer unter dem 
Befehle des Marsch all s Mac Mahnn, eines in vielen Kriegen uud 
Schlachten erprobten Feldherrn. 
Am 2. August endlich überschritt das französische Heer die preußi¬ 
sche Grenze und besetzte die von Truppen fast ganz entblößte Stadt 
Saarbrücken. Obgleich die Stadt gleich darauf wieder geräumt 
werden mußte, wurde doch nach Paris von einem großen Siege der 
französischen Waffen telegraphiert. In Paris und in ganz Frankreich 
feierte man aus die Nachricht hin schon ein großes Siegesfest. 
Aber bald sollte es anders kommen. Der Kronprinz von Preußen 
hatte inzwischen auch die Grenze überschritten und war in das damals 
noch zu Frankreich gehörende Elsaß eingedrungen. Am 4. August 
kam es zur Schlacht bei Weißenburg. Preußen und Baiern 
erstürmten, brüderlich im Kampfe vereint, diese kleine Grenzfestung 
und die von den Franzosen stark verschanzten Höhen bei derselben. 
Die Franzosen wichen in wilder Flucht zurück. In dieser Schlacht 
hatte dem Kronprinzen nur ein Teil des Mac Mahouscheu Heeres 
gegenübergestanden. Mit dem ganzen Heere hatte er zu kämpfen in 
der Schlacht bei Wörth am 6. August. Heißer war hier der 
Kampf, in dem auf französischer Seite Mac Mahon selbst befehligte, 
aber glanzender war auch der Sieg. Die Trümmer des feindlichen 
Heeres flohen bestürzt in das Innere Frankreichs und wagten es nicht 
mehr, dem siegreich vorrückenden deutschen Heere Widerstand zu leisten. 
Eine reiche Beute an Feldvorräten, Kanonen, Adlern, sowie zahlreiche
	        
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