Full text: Unterrichtsstoff der vaterländischen Geschichte in Volksschulen

— 20 — 
Befreiungskriege kamen, starb die Königin am 19. Juli 1810. Das 
preußische Volk denkt aber noch hente gern an sie und nennt sie 
„Preußens Engel". 
8) Preußens Demütigung 1806 — 1807. Der Kaiser Napoleon 
hatte auf seinen Feldzügen den König Friedrich Wilhelm III. unauf¬ 
hörlich zum Kriege gereizt. Es ließ seine Soldaten durch preußisches 
Land marschieren ltnb nahm ihm mehrere Gebiete weg. Das kränkte 
den König, so daß er den Krieg erklärte. Aber Preußen stand gegen 
den mächtigen Napoleon ganz allein da. Das Heer war auch nicht 
mehr so gut, wie vor 50 Jahren, wo es unter Friedrich dem Großen 
die Franzosen besiegt hatte. Die meisten Generale waren alt; manche 
waren so dick, daß sie nicht zu Pferde steigen konnten. Die jungen 
Offiziere waren übermütig und glaubten, die Franzosen würden fliehen, 
wenn sich das preußische Heer nur sehen ließe. Aber die Franzosen 
waren unter Napoleon an den Krieg gewöhnt, und Napoleon war 
ein tüchtiger Feldherr. So wurde das preußische Heer an einem 
Tage (14. 10. 1806) in zwei Schlachten, bei Jena und Auerstädt, 
geschlageu. Berlin wurde besetzt. Napoleon verbot den Handel mit 
anderen Ländern. Die Franzosen raubten Geld, plünderten die Kleider- 
und Schuhmacherläden und forderten zum Essen stets Braten und 
Wein. Da wurden die Leute arm. Die meisten Festungen ergaben 
sich. Nur Graudeuz, Kolb erg und die schlesischen Festungen Glatz. 
Silberberg und Kosel zeigten, daß es noch tapfere Preußen giebt, 
Als die Franzosen dem Courbiere in Grandenz mitteilten, es gebe 
keinen König von Preußen mehr, sagte er: „Da bin ich König von 
Grandenz." Kosel wurde von dem tapferen Obersten von Neumann 
verteidigt. Die Feiude sandten einen Offizier nach der Festung, der 
dieselbe zur Übergabe aufforderte. Derselbe wurde mit verbundenen 
Augen hereingelassen und auch so hinausgeführt. Aber der Oberst 
hat ihm geantwortet: „Ich habe meinem Könige das Ehrenwort 
gegeben, die Festung bis auf deu letzten Blutstropfen zu verteidigen." 
Lange wurde Kosel mit Kanonen beschossen, itttd viele Häuser brannten 
ab. Aber der Feind hat die Stadt nicht einnehmen können. Der 
Friede wurde zu Tilsit geschlossen. Da verlor Preußen die Hälfte 
der Länder und mußte 120 Millionen Mark Kriegskosten zahlen. 
Noch lauge blieben die Franzosen im Lande und bedrückten das Volk. 
4) Preußens Erhebung. Nach dem Kriege war das Elend 
groß. Hoch und niedrig litt Not. Die königliche Familie aß 
morgens Schwarzbrot und Milch, mittags Mehlsuppe. Die Offiziere 
litten Hunger, denn der König konnte ihnen kein Geld geben. Alle 
Gold- und Silbersachen waren verkauft. Die Bauern mußten alles 
Getreide, das Vieh und die Pferde den französischen Soldaten geben. 
Die Beamten erhielten nur halbes Gehalt. Jetzt wurden die Leute 
sparsam. Sie beteten auch wieder zu Gott, daß er dem Könige und 
dem Lande helfe. Da traf der König 'weise Maßregeln. Zuerst
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.