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Nachdem er ihn geschlagen hatte, verfolgte er ihn bis nach
Ungarn.
Inzwischen hatte Tilly den König von Dänemark bei Lutter am
Barenberge (nicht weit von Goslar) überwunden. Wallenstein ^über¬
nahm mit seinem sehr verstärkten Heere die Verfolgung desselben
und eroberte Jütland. Das Meer hinderte ihn an weiterem Vor¬
schreiten. Die mit deu Dänen verbündeten Herzöge von Mecklenburg
wurden vertrieben. Zur Belohnung übertrug der Kaiser seinem Feld¬
herrn die eroberten Länder und legte ihm den Titel „Admiral der
Nord- und Ostsee" bei. Allein die Festung Stralsund vermochte er
nicht einzunehmen, obgleich er zornig ausrief: „Und wenn sie mit
Ketten an den Himmel befestigt wäre, so sollte sie doch herunter!"
Nach großen Verlusten mußte er unverrichteter Sache abziehen. Der
Friedensschluß mit Dänemark erfolgte 1629. Der König entsagte
dem Kampfe und blieb dafür im Besitz seiner Länder.
5. Das Restitutionsedikt und Wallensteins Absetzung. Mit der
gänzlichen Niederwerfung aller seiner Feinde in Deutschland stand der
Kaiser auf der Höhe der Macht. Erbarmungslos beutete er dieselbe
für seine uud Roms Zwecke aus. Er erließ das Restitutiousedikt
oder den Wiederherstellungsbefehl, nach welchem alle seit dem
Pafsauer Vertrage eiugezogeueu Kirchengüter an die Katholiken
zurückgegeben werden sollten. Die Ausführung dieses Befehls würde
das ganze Reformationswerk vernichtet haben. Eiu Schrei der
Entrüstung ging daher durch ganz Deutschland. Vergebens blickten
sich die deutscheu Protestanten nach einem Retter um.
Die katholischen Fürsten, die Wallensteins Ehrgeiz fürchteten,
wußten deu Kaiser zu bewegen, seinen siegreichen Feldherrn zu ent¬
lasseu. Sein Hochmut und die Klagen der bedrückten Bevölkerung
boten einen willkommenen Vorwand. Der Kaiser bedurfte der
Unterstützung der deutschen Fürsten; denn gerade damals sollte fein
Sohn zu feinem Nachfolger gewählt werden. Darum gab er nach
und beraubte sich selbst des kräftigsten Armes zu seinem Schutze.
Als auf dem Reichstag zu Regensburg über Wallensteins Absetzung
verhandelt wurde, erschien er selbst mit einem wahrhaft königlichen
Gefolge. Willig fügte er sich dem Machtfpruch feines Kaisers und
begab sich grollend auf feine Herrschaft Friedland in Böhmen, über¬
zeugt, daß er eines Tages feiner wieder bedürfen würde.
t 6. Gustav Adolf. Nachdem alle Heere der evangelischen
Fürsten in Deutschland niedergeworfen worden waren, erschien der
Schwedenkönig als der einzige Mann, der zu helfen vermochte. In