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rückten die Kaiserlichen vor. Die Geschütze donnern wider ein¬
ander. Heiß tobt die Schlacht. — Auf die Nachricht, daß sein
linker Flügel weiche, sprengt der König herbei, stellt sich an die
Spitze eines Regiments und sprengt vorwärts. Er gerät jedoch zu
nahe an den Feind. Sein Pferd wird durchschossen, er selbst ver¬
wundet. Aufs neue von einer Kugel getroffen, sinkt der Held vom
Pferde, das ihn eine Strecke weit fortschleift. Sein Page will ihm
aufhelfen. Da sprengen feindliche Kürassiere herbei, schießen den
König durchs Haupt und berauben ihn. Fast zn gleicher Zeit wird
Pappenheim zu Tode getroffen. Zu seinem Troste vernimmt er,
daß auch der König, der größte Feind seines Glaubens, gefallen
ist. — Indes geht der Kampf weiter. Der Tod ihres Königs
treibt die Schweden unter der Führung Bernhards von Weimar
zur äußersten Wut an. Noch in der Nacht zieht sich Wallenstein
zurück und wendet sich nach Böhmen. — Auf einem Trauerwagen
wurde die Leiche des Heldeukönigs durch Deutschland und zu
Schiffe uach Schweden gebracht. Selbst seine Feinde konnten Gustav
Adolf ihre Anerkennung nicht versagen. Nach dem Urteil des Papstes
war er „ein großer Held, ein vollkommener Mensch — aber leider
ein Ketzer!" Der „Schwedenstein" zeigte Jahrhunderte hindurch die
Stelle, wo der König gefallen war. Jetzt befindet sich daselbst ein
würdiges Denkmal. Im Gustav-Adolsvereiu lebt der Name des
Königs fort. Derselbe stellt sich die Aufgabe, deu Evangelischen, die
in den katholischen Gegenden zerstreut wohnen, zu Kircheu und Schulen
zu verhelfen.
f 9. Wallensteins Tod. Durch den Tod Gustav Adolfs war
der Kaiser seiner größten Sorge enthoben. Jetzt weniger als je
dachte er daran, die Maßregeln, welche die Protestanten zur Ver¬
zweiflung trieben, aufzuheben; daher nahm der Krieg seinen Fort¬
gang. Die gemeinsame Sache stand für die Evangelischen in der
höchsten Gefahr, da die Einheit der Unternehmungen fehlte. Der
führende Mann wurde der schwedische Reichskanzler Oxenstierna. Er
betrachtete das von Gustav Adolf begonnene Werk als ein heiliges
Vermächtnis. Zunächst bot er alles auf, um die Protestanten zur
Fortsetzung des Krieges zu bewegen und zu einem Bunde zn ver¬
einigen. Nur uugeru überließ man Schweden den Oberbefehl im
Kriege und die Leitung des Bundes. Kursachsen und Brandenburg
schloffen sich ganz aus.
Das schwedische, vou dem großen Könige trefflich geschulte Heer
behauptete zunächst sein altes Kriegsglück. Deu Oberbefehl führten