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ein der Vergrößerung der Macht der Vornehmen ') ar¬
beitete, als an der Erhaltung und Wahrung der Volks¬
rechte. Den Plebejern kam nur das Gesetz zu Statten 2),
welches eine verhältnismäßige Vertheilung"') der Abgaben
einführte. Servius bezahlte zwar oft die Schulden der
Armen aus eigenen Mitteln^), und schenkte ihnen ero»
berte Ländereien, entschädigte sich ccher dadurch, daß er
sie beinahe allen Einflusses auf die Regierung Roms be¬
raubte ; und trotz dem war es dennoch gerade nur das
Volk, das in einem Streite, wo die Patricier, für die
er alles gethan hatte, den König verließen, für diesen
die treueste Anhänglichkeit bewies 5)!
Von Zeit zu Zeit schien Lucius Tarquinius seinem
Gebieter Servius den Königstitel streitig machen 6) zu
wollen; dieser aber nahm gegen das Ende seiner Regie¬
rung das Volk zum Schiedsrichter, und wurde, wie das
erstemal, einstimmig erwählt. Demzufolge^) waren ei¬
nige Kritiker der Meinung, es sey falsch, daß jemals
Servius daran gedacht habe, abzudanken"), um zwei
jährlich zu erwählenden °) Beamten die Leitung des Staa¬
tes zu übertragen^). Wie dem auch sey"), Servius
hatte zwei Töchter, die er mit Tarquin's Enkeln ver¬
mählte"). Der stolze und grausame Lucius hatte eine
sanfte, tugendhafte Gattinn, während Aruns, der sich
durch Sanftmuth und Friedfertigkeit auszeichnete, eine
heftige und ehrgeizige Frau zur Gemahlinn bekam ").
Tullia (so hieß diese letztere") überließ") sich bald einer
1) grand 2) den . . . zu Statten, il ne fit pour les plé¬
béiens que la loi . . . 3) répartition 4) ÜUs eigêNeN Mlttêln,
6e ses propres deniers 5) témoigner 6) streitig Müchen, con¬
tester 7) d'après cela 8) abdiquer 9) jcihrlich JU erwahlend,
annuel 10) confier 11) Wiê . . . set), quoiqu’il en soit 12)
marier à qq. 13) zur GeMühlinN beküM, sut uni à 14) fv . . .
letztere, c'était le nom de la dernière 15) s'abandonner.