13
b) Der Krieg. Die Franzosen hatten geglaubt, die deutschen
Staaten würden jetzt von Preußen abfallen. Aber sie hatten sich tier¬
rechnet. Die Kriegserklärung wurde in ganz Deutschland mit großem
Jubel aufgenommen. Überall sang man: „Lieb Vaterland, magst ruhig
sein; fest steht und treu die Wacht am Rhein." Freudig eilten alle
Krieger zu den Waffen. Den Kriegsplan hatte Moltke ausgearbeitet.
Binnen 12 Tagen standen die deutschen Soldaten an der französischen
Grenze. Sie waren in 3 Armeen geteilt. Ihre Führer waren der
Kronprinz Friedrich Wilhelm, der Prinz Friedrich Karl und der General
Steinmetz. Zuerst griff der Kronprinz am 4. August die Franzosen bei
Weißenburg an und erstürmte mit Preußen und Bayern den hinter der
Stadt liegenden Geißberg. Zwei Tage später erfocht er den glänzenden
Sieg bei Wörth, und an demselben Tage erstürmte Steinmetz die Berge
von Spichern, welche die Franzosen mit Kanonen besetzt hatten. Dann
marschierten die Deutschen vor die Festungen Straßburg und Metz. In
Metz stand der Marschall Bazaine. Der wollte die Festung verlassen,
um nicht eingeschlossen zu werden. Aber er wurde durch die blutige
Schlacht bei Gravelotte, in welcher der König Wilhelm selbst kommandierte,
nach Metz zurückgeworfen. Da wollte Napoleon dem Bazaine Hilfe
bringen; aber er kam nicht soweit, sondern wurde bei Sedan besiegt und
mit seinem ganzen Heere gefangen genommen. Metz mußte sich ergeben,
weil es ausgehungert, (Straßburg, weil es beschossen worden war. Unter¬
dessen hatten die Franzosen den Napoleon abgesetzt und schickten neue
Heere gegen die Deutschen. Aber letztere marschierten siegreich auf Paris
los, schlossen die Stadt ein und beschossen sie. Die Belagerung dauerte
lange. Es trat ein strenger Winter ein, und unsere tapferen Soldaten
mußten frieren und hungern. Erst als die Pariser nichts mehr zu essen
hatten und sogar Mäuse verspeisten, ergab sich die Stadt. Nun wurde
Friede geschlossen. Die Franzosen mußten 4400 Millionen Mark Kriegs¬
kosten zahlen und Elsaß-Lothringen an Deutschland abtreten. Unter
großem Jubel kehrten die deutschen Soldaten in die Heimat zurück. In
allen Kirchen wurde ein Dankfest gefeiert.
c) Gründung des Deutschen Reiches. Während dieses Krieges
wurde das neue Deutsche Reich gegründet. Am 18. Januar 1871 ver¬
sammelten sich die deutschen Fürsten, Prinzen und Generale in einem
Saale des Schlosses zu Versailles bei Paris. Nach einem Gottesdienste
trat der König Wilhelm vor und verkündete, daß er die Kaiserwürde des
Deutschen Reiches übernehme. Da schwenkte der Großherzog von Baden
den Helm und brachte das erste Hoch auf den Deutschen Kaiser aus.
Alle stimmten kräftig ein. Die Musik spielte „Heil Dir im Siegerkranz."
4. Kaiser Wilhelms I. Lebensweise. Kaiser Wilhelm war bis in
sein hohes Alter immer sehr tätig. Früh um 7 Uhr erwachte er gewöhnlich.
Volle 14 Stunden des Tages behielt er die Uniform an und Stiefel an