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feierliche Krönung fand in Königsberg statt. Das Gefolge war fo
zahlreich, daß 30 000 Vorspannpferde bis Königsberg nötig waren.
Am Krönungstage wurden früh alle Glocken geläutet. Friedrich legte
den kostbaren Krönungsschmuck an. Er trug einen goldgestickten
Scharlachrock, der Diamantknöpfe hatte, und einen Purpurmantel. Im
Saale des königlichen Schlosses setzte er sich selbst die Krone auf;
dann krönte er seine Gemahlin. Hierauf begab er sich in die Kirche,
wo er gesalbt wurde. Jetzt folgte ein Mahl. Das Volk freute sich
an dem glänzenden Schmucke des Königs und der Königin. Der
König überließ den Leuten das rote Tuch, womit der Weg bedeckt
worden war. Auch Münzen wurden unter sie verteilt. Auf dem
Markte wurde ein mächtiger Ochse für das Volk gebraten, der mit
Schafen, Ferkeln, Hasen und Hühnern gefüllt war. Zwei Brunnen,
welche die Form von Adlern hatten, spendeten fortwährend weißen
und roten Wein. Zum Andenken an diesen Tag stiftete der König
in Berlin und Königsberg Armenhäuser. Der König meinte, daß
jetzt Berlin, die Hauptstadt des Königreiches, auch berühmt werden
müsse. Darum errichtete er hier schöne Häuser, wie das königliche
Schloß, die Ruhmeshalle, und ließ seinem Vorgänger ein Denkmal
errichten. Außerdem berief er gelehrte Männer nach Berlin. Am
Ende seines Lebens erlebte der König noch großen Kummer; denn eine
schwere Krankheit raffte viele Menschen weg.
Unter den Kurfürsten von Brandenburg ist der wichtigste
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst.
(1640—1688.)
1. Jugend. Zwei Jahre vor seiner Geburt war ein Krieg ent¬
standen, der 30 Jahre dauerte und darum der 30 jährige Krieg genannt
wird. Feinde durchzogen das Land, und die Eltern hatten um den
Prinzen Angst. Daher schickten sie ihn im Alter von 5 Jahren mit
einem Erzieher nach Eiistrin; denn das war eine befestigte Stadt, die
nicht so leicht eingenommen werden konnte. Hier lernte der Knabe fleißig,
und im Alter von 15 Jahren redete er schon 4 fremde Sprachen.
Darauf besuchte er eine Hochschule in Holland. Hier wurde er mit
jungen Leuten bekannt, die ein schlechtes Leben führten. Da verließ der
Prinz jenen Ort, indem er sagte: „Ich bin es Gott, meinen Eltern und
meiner Ehre schuldig, die Verführung zu fliehen." Er begab sich zu seinem
Oheim, der damals in Holland regierte. Dieser belagerte gerade eine
Festung. Er freute sich, daß ber Prinz bie böse Gesellschaft gemieben