Vom Ende der Freiheitskriege bis zum Regierungs¬
antritte König Wilhelms I.
i.
Preußen und Deutschland bis?um Tode Friedrich Wilhelms III.
1. Tie Lage Teutschlands nach bett Freiheitskriegen.
->as deutsche Volk hatte nach den herrlichen Thaten der Freiheits-
X) kriege eine Auferstehung Deutschlands zu neuer Macht und Herr¬
lichkeit erwartet, und war daher mit der Ordnung der Dinge, wie sie
der Wiener Kongreß bestimmt hatte, nicht zufrieden. Preußen, das
für die Befreiung Deutschlands weitaus das meiste gethan hatte, hatte
einen seinen Leistungen wenig entsprechenden Lohn erhalten, ja es be¬
saß ein geringeres Gebiet als vor dem Jahre 1806. Dazu kam seine
Zurückdrängung durch Österreich im Bundestage, wo es durch wenige
Kleinstaaten überstimmt werden konnte, während es im Kriegsfalle
die Hauptsache leisten mußte und „die Wacht am Rhein" übernahm,
seitdem Österreich seine westdeutschen Besitzungen ausgegeben hatte.
Auch außerhalb Preußens drang man hinfort auf eine größere Einheit
Deutschlands und wünschte, daß dem Volke Anteil an der Neugestal¬
tung des Reiches, an der Regierung und Gesetzgebung der einzelnen
Staaten gewährt würde. Zwar wurden in mehreren Mittel- und
Kleinstaaten ständische Verfassungen eingeführt, doch gerade die beiden
größten Staaten, Österreich und Preußen, zögerten mit der Gewährung
derselben. ( #
Gepflegt wurde der deutsche Einheitsgedanke zunächst nur tm
Kreise der Gebildeten und Wohlhabenden: auf den Universitäten, wo
sich Burschenschaften bildeten, und auf den Turnplätzen der größeren
©tabte. Die Beschränkung ber Presse, in ber jene Hoffnungen unb
Forberungen Ausbruck fanben, steigerte bte Unzufriedenheit. Nament¬
lich war es bie akabemische Jugenb, bie ihrem Unmute lauten Aus¬
bruck gab. Im Jahre 1817 kam es bei ber Reformationsferer beut-
scher Burschenschafter auf ber Wartburg zu Ausschreitungen, btc bet
ben Regierungen bie Furcht vor revolutionären Bewegungen erweckten.