Lykurg und Solon. 153
deuu jene hätten zwar im Kriegswesen eine längere Übung, sie selbst aber eine gewaltigere
Nötigung, sich als tapfere Männer zn zeigen; und die Gunst der Götter werde mit
ihnen sein, da sie zur Verteidigung des Vaterlands kämpften und das Unrecht nicht
begonnen hätten.
Nachdem Euphaes so gesprochen, löste er die Versammlung auf; von der Zeit
an aber hielt er alle Messenier unter den Waffen, indem er die Unkundigen nötigte, sich
im Kriegswesen unterrichten zu lassen, die Kundigen, sich eifriger als vorher zu üben.
Die Lakedämonier machten nun Einfälle nach Meffenien; doch verwüsteten sie das Land
nicht, indem sie es ja als das ihrige betrachteten; auch hieben sie die Bäume nicht
um, noch zerstörten sie die Häuser; trafen sie aber Herden an, so trieben sie diese
weg; auch Getreide und andere Frucht führten sie fort. Unternahmen sie den Angriff
auf eine Stadt, so eroberten sie feine, da dieselben durch Mauern geschützt und sorg¬
fältig bewacht wurden, vielmehr holten sie sich Wunden und zogen unverrichteter
Tinge ab, so daß sie zuletzt gar keinen Versuch mehr auf die Städte machten. Aber
auch die Messenier plünderten die Seeküsten Lakoniens und die bebauten Ländereien
um den Taygetos.
Da Euphaes im vierten Jahre nach Amphias Eroberung den kriegerischen Mut
der Messenier, deren Erbitterung, gegen die Lakedämonier den höchsten Grad erreicht
hatte, benutzen wollte, und er die Überzeugung von ihrer hinreichenden Geübtheit in
den Waffen hatte, so kündigte er einen Auszug an mit dem Befehle, daß auch die
Sklaven mit Pfählen, und was sonst zu einer Verschanzung erforderlich ist, folgen
sollten. Die Lakedämonier erfubren von der Besatzung in Amphia, daß die Messenier
ausrückten; sie zogen also ebenfalls ins Feld. Es war in Messenien eine Gegend, die
sonst zu einer Schlacht geeignet war, vor welcher sich aber eine tiefe Schlucht befand;
dort stellte Euphaes die Messenier auf und ernannte den Kleonnis zu ihrem Feld¬
herrn ; die Reiterei und die Leichtbewaffneten machten zusammen weniger als fünfhundert
Mann aus. Als die Heere aufeinandertrafen, verhinderte die trennende Schlucht die
Schwerbewaffneten handgemein zu werden, obgleich sie hitzig und mit unbändigem
Hasse auf einander losgingen. Die Reiterei und die Leichtbewaffneten gerieten zwar
am Ende der Schlucht zusammen; da sich aber beide Teile weder durch Menge noch
durch Übung auszeichneten, blieb der Kamps zwischen ihnen unentschieden. Während
diese so gegen einander standen, gab Euphaes den Sklaven den Befehl, das Heer
erstlich im Rücken, dann zu beiden Seiten mit den Pfählen zu verschanzen. Als dann
die Nacht einbrach, und der Kampf abgebrochen war, da verpallifadierten sie auch die
Gegend vor dem Heere an der Schlucht hin, so daß den Lakedämoniern bei Tages¬
anbruch die kluge Vorsicht des Euphaes in die Augen siel und sie weder Gelegenheit
hatten, gegen die Messenier zu kämpfen, da diese aus der Verschanzung nicht heraus¬
gingen, noch auch von einer Belagerung einen Erfolg erwarten tonnten, da es ihnen
an allen dazu erforderlichen Zulüftungen fehlte. Damals zogen sie nun ab; da aber
die Alten sie verhöhnten und ihnen ihre Feigheit und die Nichtachtung des Eides
vorwarfen, da machten sie im folgenden Jahre den zweiten Feldzug offen gegen die
Messenier. Feldherrn waren die beiden Könige Theopompos und Polydoros. Ihnen
entgegen zogen die Messenier, und da die Spartaner eine Schlacht zu liefern suchten,
rückten sie ebenfalls aus. Ten linken Flügel der Lakedämonier befestigte Polydoros,
den rechten Theopompos; das Mitteltreffen hatte Enryleon, der jetzt ein Lakedämonier
war, von Herkunft aber ein Thebaner und Abkömmling des Kadmos. Bei den
Messeniern standen dem rechten Flügel der Lakedämonier Antandros und Euphaes
gegenüber; auf dem andern Flügel dem Polydoros gegenüber befehligte Pytharatos,
im Mitteltreffen Kleonnis. Als sie im Begriff waren, handgemein zu werden, traten
die Könige vor und ermunterten die ihrigen. An die Lakedämonier hielt Theopompos
nach der Landessitte eine kurze Anrede, indem er sie an ihren Eid gegen die Messenier
erinnerte und welch eine schöne Sache es für sie sei, glänzendere Thaten zu verrichten
als ihre Väter, welche die Ureinwohner unterjocht hätten, und ein gesegneteres Land
dazu zu erobern. Euphaes sprach mehr als der Spartaner, doch auch er nicht länger,
als die Umstände es gestatteten. Er zeigte ihnen, daß der Kampf nicht um das Land
und die Habe allein sein werde, sondern er wisse genau, was ihnen bevorstehe, wenn