160 Geschichte der Hellenen.
Zu den Messeniern kamen die Eleer und Arkadier, ferner Hülfsvölker aus Argos und
Sikyon. Es erschienen auch die Messenier, welche früher freiwillig ihr Vaterland
verlassen hatten, aus Eleusis die, in deren Familien die Besorgung der Mysterien der
großen Göttinnen erblich war. Zn den Lakedämoniern kamen als Hülssvölker die
Korinther. Der Ort Kaprnsema ist bei Stenyklerns im Messenischen.
Nun opferten auf beiden Seiten die Wahrsager, bei den Lakedämoniern Hekas,
bei den Mes]miem Theokles. Da sie also damals ihre Wahrsager bei sich hatten,
gingen beide mit um so größerm Mute in die Schlacht. Auch die übrigen waren
voll von Kampflust, wie es bei einem jeden Alter und Stärke mit sich brachten;
hauptsächlich aber bestrebten sich Anaxander, der König der Lakedämonier, und die ihn
umgebenden Spartaner, bei den Messeniern Phintas und Androkles mit ihrer Umgebung,
sich als tapfere Männer zu zeigen. Tyrtäus uud die Priester der großen Göttinnen
nahmen am Kampfe zwar keinen teil; sie ermunterten aber beide die hintersten in
ihrem Heere. Bei Aristomenes selbst war es so: Um ihn waren achtzig auserlesene
Messenier, alle mit ihm gleichen Alters, und jeder hielt es für eine große Auszeichnung,
daß er gewürdigt war, neben Aristomenes zu kämpfen; sie waren aber auch ganz
besonders aufmerksam auf das Benehmen eines jeden von ihnen, und vorzüglich was
jener beganu oder zu thun willens schien. Diese und Aristomenes hatten zuerst einen
schweren Stand gegen Änaxander und die tapfersten Lakedämonier, denen sie gegenüber¬
standen; da sie sich aber durch keine empfangenen Wunden abschrecken ließen und zu
jeder, auch der verwegensten That entschlossen waren, brachten sie mit der Zeit und
durch ihre kühnen Angriffe die Umgebung des Aneinander zum Weichen. Die Ver¬
folgung der Fliehenden übertrug Aristomenes einer andern Abteilung der Messenier;
er selbst brach dahin auf, wo er den stärksten Widerstand bemerkte; nachdem er auch
diese überwältigt, wendete er sich wieder gegen andere; nachdem er bald auch diese
zurückgedrängt, konnte er sich ungehindert ans die stürzen, welche noch standhielten,
bis er die ganze Schlachtordnung der Lakedämonier selbst und ihrer Bundesgenossen
in Unordnung gebracht; und da sie ohne Scham flohen und keiner mehr auf den
andern warten wollte, drängte er ihnen furchtbarer nach, als man es von der Raserei
eines Mannes hätte glauben sollen.
Die Lakedämonier verloren nach dieser Niederlage den Mut und waren im
Begriff, den Krieg beizulegen; doch Tyrtäus brachte sie durch den Gesang seiner Elegieen
auf andere Gedanken und wählte Heloten in die Reihen cm die Stelle der Gebliebenen.
Als Aristomenes nach Andania zurückkehrte, warfen ihm die Frauen Bänder und
Blumen zu, wie sie die Jahreszeit brachte, und sangen dazu das Lied, welches bis
aus deu heutigen Tag noch gesungen wird:
In Stenyklerns' Flur und bis zum hohen Gebirge
Folgte Aristomenes Spartas fliehendem Heer.
Da im dritten Jahre des Krieges eine Schlacht ant sogenannten großen Graben
geliefert werden sollte und den Messeniern die Arkadier ans allen Städten zuhülfe-
kamen, so bestachen die Lakedämonier den Aristokrates aus Trapezos, einen König der
Arkadier, welcher damals Feldherr war.
Als Aristokrates das Geld aus Lakedämon erhalten hatte, verbarg er
vorderhand den Arkadien: seine Pläne; als sie aber schon im Begriff waren hand¬
gemein zu werden, da setzte er die Arkadier in Furcht, als seien sie eingeengt in
schwierigem Raum, und es sei kein Rückzug möglich, wenn sie geschlagen werden
sollten; auch sagte er, das Opfer sei nicht nach Wunsch ausgefallen. Er gab daher
allen den Befehl, wenn er selbst das Zeichen gebe, die Flucht zu ergreifen. Als nun
die Lakedämonier den Kamps begannen und sich gegen die Messenier ihnen gegenüber
gewendet hatten, da führte Aristokrates gleich beim Beginne der Schlacht die Arkadier
ab, und so wurde den Meffeniern der linke Flügel und das Mitteltreffen unbesetzt
gelassen; denn beides hatten die Arkadier besetzt gehabt, da weder die Eleer, noch die
Argiver und Sikyonier zur Schlacht erschienen waren. Noch eine andere Schlechtigkeit
beging Aristokrates; er nahm die Flucht durch die Reihen der Messenier. Bei dem
Unerwarteten des Ereignisses verloren diese die Besinnung und gerieten zugleich beim
Durchmarsch der Arkadier durch ihre Reihen in Unordnung, so daß die meisten selbst