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Feldherr konnte er ferner Vaterstadt noch manchen Dienst leisten, denn in den
nächsten Jahren war unaufhörlich Krieg zu führen, bald mit den Galliern,
bald mit den Etruskern, ja auch mit Volskern und Äqueru wurde noch
heftig gekämpft.
In allen diesen Kriegen verließen sich die Römer aus die verbündeten
Latiner und forderten bei jedem Kriegsfall ihre Hilfe; schon längst behandelten
fie dieselben mehr als Untergebene, die sie bevormundeten, denn als gleich¬
stehende Bundesgenossen, und die überwiegende Macht Roms kam oft auch
in der hochmütigen Haltung einzelner Bürger gegen die Latiner zum Ausdruck.
Deshalb umreit diese von Unmut erfüllt; als nun die Römer wiederum, ohne
sie zn befragen, einen gefährlichen Krieg begonnen hatten, kündigten die Latiner
den Bundesvertrag und verlangten Aufnahme ins römische Bürgerrecht; einer
der beiden Konsuln und die Hälfte des Senats sollten Latiner sein. Diesen
Vorschlag betrachteten die Römer als schwere Beleidigung; schnell schlossen sie
Frieden mit dem eben von ihnen bekämpften Volke und warfen ihre ganze Kraft
auf den Latinerkrieg (340—338). Ihr Feldherr Mäulius Torquatus
trug einen entscheidenden Sieg davon, dann wurden die latiuycheu Gaue
338 einzeln besiegt; mit jedem von ihnen schlossen die Römer einen Vertrag, der
ihnen die volle Vorherrschaft im Krieg nnd Frieden sicherte.
VII. Der Kamps der beiden Bürgerschaften.
(Zweite Hälfte 445—367.)
Nur kurze Zeit herrschte Friede zwischen Patriziern und Plebejern, bald
brach der Zwist von neuem aus. Es waren vornehmlich zwei Fragen, welche
die Einigkeit hinderten, eine Geldfrage und eine Machtfrage.
Die Gemeinde Rom hatte viel Grundbesitz, teils in der nächsten Nähe,
teils fern von der Stadt, und dieser wuchs fortwährend durch glückliche
Kriege, da die besiegten Städte gezwungen wurden, einen Teil ihrer Feld¬
mark dem Sieger abzutreten. Es war nun in Rom Sitte, diesen Gemeinde-
grundbesitz, Äger pnblieus, an Bürger gegen einen ganz geringen Pacht¬
zins zur Nutznießung zu geben; dadurch erhielten diese Bürger Gelegenheit,
ihren Wohlstand zu vermehren. Die eigennützigen Patrizier wollten die
Plebejer von diesem Vorteile ausschließen; die Plebejer wiederum, geführt
von den Volkstribunen, weigerten sich, an Kriegen teilzunehmen, wenn ihnen
nicht die Beteiligung an der Verpachtung des Ager pnbliens vorher zugesagt
würde.
[In dieser Frage ergriff der edle Maulius Capitolinus die Partei der
Plebejer; aber feine volksfreundlichen Handlungen zogen ihm den Haß der
Patrizier zu, die ihn unter der Anklage, er strebe nach der Königsherrschaft,
verurteilen und töten ließen.]