Z 7. Kaisertum und Papsttum im Kampfe miteinander.
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Bei Heinrichs III. Tode war Heinrich IV. erst sechs Jahre
alt. Unter der vormundschastlichen Regierung der Königin Agnes,
die von dem Bischof Heinrich von Augsburg beraten wurde, sollte die
straffe Einheit des Reiches, wie sie von Konrad II. begründet und von
Heinrich III. festgehalten worden war, sich.rasch lockern. Schon 1056 gab
die Kaiserin Tnscien an Gottfried von Lothringen zurück, Schwaben
erhielt Rudolf von Rheinselden (1057), und Bayern kam 1061 an Otto
von Northeim. Die Unfähigkeit der Kaiserin Agnes, das Reich zu
regieren, war die Ursache zur Bildung einer Gegenpartei, der unter
Führung des Erzbischofs Anno von Köln Otto von Northeim, Günther
von Bamberg, Eckbert von Braunschweig und Herzog Gottfried von
Lothringen angehörten. Erzbischof Anno entführte den jungen König
1062 von Kaiserswerth und riß dadurch die Reichsregieruug an sich.
Doch schon im folgenden Jahre setzte es Adalbert von Bremen durch,
daß ihm die Reichsregierung übertragen wurde. Gleichzeitig übernahm
er auch die Erziehung des jungen Königs, beendete sie aber 1065,
indem er Heinrich in Worms mit dem Schwerte umgürten und
mündig erklären ließ. Den Sitz des Hoses verlegte er dann nach
Goslar; die Regierung lag im wesentlichen in Adalberts Händen. Doch
allmählich begann Heinrich selbständig zu herrschen. Er knüpfte an
Konrads II. und Heinrichs III. Regentschaft an und wollte als Ab¬
solutist sein Land regieren. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern suchte
er seine Stütze bei den Laien — den Reichsministerialen —, und die
sichere Basis seiner Macht sollte Sachsen sein; ans diesem Grunde
ließ er in Sachsen eine Anzahl fester Burgen erbauen, als deren
bedeutendste die Harzburg gilt. Die Sachsen sahen hierin eine Be¬
drohung ihrer Freiheit; sie erregten einen Ausstand, dessen Seele Otto
von Northeim war. Im Vertrage zu Gerstungen versprach Heinrich
die Schleifung der sächsischen Burgen; doch die kirchenschänderischen
Verwüstungen der Sachsen änderten die Lage zugunsten des Königs.
Die Bürger von Worms und Köln — erstere schon 1073 — nahmen
Partei für Heinrich, die süddeutschen Herren leisteten ihm Hilfe, und
in der Schlacht bei Hohenburg an der Unstrut (1075) wurden die
Sachsen völlig bezwungen.
Inzwischen aber war unter dem Einfluß der cluniazensischen
Reformen das Papsttum bedeutend erstarkt. Ohne Mitwirkung der
deutschen Reichsregierung war kurz nach Heinrichs III. Tode in Rom
Papst Stephan IX. gewählt worden, der das Papsttum wieder auf
eigene Füße zu stellen begann. Der geistige Führer der Resormpartei
am päpstlichen Hose war schon damals der Mönch Hildebrand, der bei
Saona in Tuscien geboren, in Rom erzogen worden war und sechs