Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

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spanische Sprache — und kein Lächeln seines immer gleich finstern 
Gesichts belohnte ihre Mühe. Kein Wunder, daß sein erster Ein¬ 
tritt in ihre Städte ihn um ihre Herzen brachte. 
Die Niederlande bestanden damals ans 17 blühenden Pro¬ 
vinzen. Sie waren eine wahre Goldgrube für Spanien; aber ihr 
Gold lag nicht unter der Erde, sondern im Fleiße der tätigen und 
geschickten Einwohner. Allein 350 wohlhabende Städte zählte das 
Land; in ihnen allen rührten sich täglich Taufende von fleißigen 
Händen: ihre Arbeiten gingen über die ganze Erde unb brachten 
jährlich große Summen ein. Wenn am Feierabenb bie Gesellen 
unb Arbeiter nach Haufe gingen, so war bas Gebränge in ben 
Straßen mancher Stäbte so groß, baß bie Eltern bie Kinber in 
bie Häuser nahmen, bnmit sie nicht erbrücft würben. — Balb 
nach ber Reformation hatte sich auch hier bie neue Lehre aus¬ 
gebreitet unb großen Beifall gefunben. Zwar hatte Kaiser Karl ein 
Jnquisitionsgericht niebergesetzt, unb mancher ehrliche Nieberlanber 
war am Leben gestraft worben, weil er von seinem neuerworbenen 
Glauben nicht lassen wollte. Jnbessen war Karl nur streng, aber 
nicht grausam unb ungerecht, unb trotz seiner Strenge machte bas 
Licht ber Wahrheit täglich größere Fortschritte. 
Nun trat Philipp aus. Er schwur ben Nieberlänbern: „Ich, 
Philipp, gelobe unb schwöre, baß ich ein guter unb gerechter Herr 
sein, baß ich alle Freiheiten, bie ben Nieberlänbern von meinen Vorfahren 
verliehen worben, auch ihre Gewohnheiten, Herkommen unb Rechte 
wohl unb getreulich halten unb halten lassen, unb serner alles bas- 
jenige üben will, was einem guten unb gerechten Fürsten unb Herrn 
zukommt." So schwur er, aber er hielt nichts bavon. Das erste, 
was er in ben Nieberlanben tat, war bie Schärfung ber schrecklichen 
Jnquisilon, um bas Gift ber neuen Lehre auszurotten; beim 
es beleibigte feinen Stolz, baß es Menschen gab, bie einen anbern 
Glauben haben wollten als ben seinigen. Er setzte also geistliche 
Richter nieber, bie über jebe Abweichung von bem römischen Glauben 
richten sollten. Der bloße Verbacht war Hinreichenb, um einen 
ruhigen Bürger aus bem Kreise seiner Familie herauszureißen. 
Fanb sich ein Schurke, ber gegen ihn zeugte, so würbe er, sobald
	        
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