Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

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zuziehen; aber wie ihm den Befehl dazu hinterbringen? Denn die 
Österreicher hatten so genau alle Wege besetzt, daß auch nicht ein 
Spion sich durchschleichen konnte. Ta erhielt General von Zielen, 
einer der ausgezeichnetsten Husarengenerale, den Besehl, alles daran 
zu wagen, mit seinem Regimente bis zum Markgrafen hindurchzu¬ 
dringen. Er sollte, setzte der König hinzu, den Befehl seinem ganzen 
Regimente bekannt machen, damit, wenn auch nur ein einziger 
Husar durchkäme, der Markgraf vom Willen des Königs unterrichtet 
würde. Aber Zieten bedachte, daß es grausam wäre, seine braven 
Husaren aufzuopfern, und entwarf einen andern Plan. Seine 
Leute waren an ihren roten Dolmans bei den Österreichern bekannt 
genug; aber seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere 
Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein österreichisches Regiment. 
Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. 
Als er dem österreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere 
Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, 
wieder ins Lager zurück. Zieten sckloß sich an, indem er seinen 
Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten und 
weder zu schießen noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die 
Tabakspfeife heraus wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er 
einige geborene Ungarn, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, 
auf welche sie stießen, freundlich begrüßen sollten. Auch durch ein 
feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so 
befand sich Zieten bald mitten unter den Feinden. Es war ein 
schöner, Heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches 
mit Österreichern bedeckt war. Die einen taten dies, die andern 
jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Ge¬ 
fahr, und Zieten ließ feine Husaren näher zusammenrücken, um sich 
im Notfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Öster¬ 
reicher nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu 
Zieten geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte 
ihm, daß fein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie 
vom Donner wurde er gerührt, als Zieten feinen Husaren zurief: 
„Nehmt ihn gefangen! es ist ein Österreicher." Eine Strecke mar¬ 
schierten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Österreicher
	        
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