Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

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des Glaubens" gab. Aber die Freundschaft dauerte nicht lange. 
Heinrich hatte auf Befehl seines Paters schon im 18. Jahre die 
24jährige Prinzessin Katharina von A r a g o n i e n heiraten 
müssen, die ihm bald zuwider geworden war. Indessen hatte er 
sie aus Gefühl der Pflicht geduldet; sie hatte ihm auch nie Ge¬ 
legenheit zur Unzufriedenheit gegeben, und er hatte eine Tochter 
von ihr, welche M a r i a hieß. Plötzlich aber, nachdem er schon 
18 Jahre lang mit ihr verheiratet gewesen war, behauptete er, die 
Ehe mit ihr sei unrechtmäßig, weil sie srüherhiu seines verstorbenen 
Bruders Frau gewesen sei. Ter eigentliche Grund war wohl, daß 
eine Hofdame seiner Frau, A u n a Boleyn (sprich Bullen), ihn 
durch ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit so bezaubert hatte, daß 
er seine Frau los sein wollte, um jene zu heiraten. Aber um sich 
scheiden zu lassen und eine andere zu nehmen, war die Erlaubnis 
des Papstes nötig. Dieser hätte es wohl auch bewilligt; aber 
Katharina war Kaiser Karls V. Tante, und der nahm sich ihrer 
daher an und drohte dem Papste, wenn er die (Scheidung ans- 
rechen würde. Geradezu wagte indessen der Papst nicht, dem 
Könige von England sein Gesuch abzuschlagen: er stellte sich daher, 
als wollte er die Sache erst untersuchen und hielt ihn damit gegen vier 
Jahre hin. Endlich riß dem leidenschaftlichen Heinrich die Gednld. 
Er brach die Unterhandlungen mit dem Papste ganz ab, und da 
ein kluger Geistlicher, Crannter (der Erzbischof von Eanterbury) auf 
den Einfall kam, der König könne ja bei den Universitäten sich 
Rats erholen, ob es unrecht sei, sich von Katharina zu scheiden 
und Anna Boleyn zu heiraten, so ergriff er diefen Rat geschwind. 
Zu seiner großen Freude sprachen auch die Universitäten ganz so, 
wie er gewünscht hatte. Sie erklärten die Ehe mit Katharina für- 
unrechtmäßig und die mit jeder andern für erlaubt. Katharina 
weinte bittere Tränen und beschwor ihren Gemahl, sie doch nicht 
zu verstoßen. Aber Heinrich war unerbittlich, und so erhielt sie 
die Weisung, sich nach einem der königlichen Lustschlösser zu be¬ 
geben, wo sie vier Jahre später gestorben ist. 
Heinrich heiratete gleich nach Katharinas Verstoßung Anna 
Boleyn und fühlte sich überaus glücklich. Aber aus den Papst war
	        
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