Full text: Die alte Geschichte (Teil 1)

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Die Römer hatten kurz vorher den König Philipp uo,it Make¬ 
donien besiegt und, um gegen diesen eine feste Stütze zu haben, die 
griechischen Staaten für frei erklärt. Nun forderten sie von An- 
tiochns, er solle auch den zu seinem Reiche gehörigen griechischen 
Städten und Inseln die Freiheit geben. Dieser war lange un¬ 
entschlossen, was er thun solle. Als jetzt Hannibal bei ihm eintrat, 
lehnte er auf seinen Rat die Forderung der Römer ab. So kam 
es zum Kriege. Aber Antiochus führte den Krieg nicht im Geiste 
seines Ratgebers und wollte alles besser wissen als der erfahrene 
Hannibal. So zog er sich eine Niederlage nach der anderen zu 
und mußte endlich um jeden Preis Frieden schließen. Nun mußte 
Hannibal wieder fliehen; denn die Römer verlangten seine Aus¬ 
lieferung. Da wanderte der arme Vertriebene weiter und fand eine 
Zuflucht bei einem Könige in Kleinasien (Prusias von Bithynien). 
Einige Jahre daraus aber erschienen auch hier römische Gesandte, die 
seine Auslieferung begehrten; denn solange ihn die Römer noch am 
Leben wußten, hatten sie keine Ruhe. Wohin sollte er nun? Er ver¬ 
zweifelte, ihnen entgehen zu können, und trank ein lange für den Not¬ 
fall aufbewahrtes Giftfläfchchen aus. 
In demselben Jahre (183) starb auch der große Scipio der 
Afrikaner. Seine Thaten gegen Hannibal hatten ihn bei dem Volke 
so beliebt gemacht, daß man ihm Ehrensäulen errichtete und ihn fast 
göttlich verehrte, was er freilich mit großer Bescheidenheit möglichst 
ablehnte. Aber nach und nach erkaltete die Bewunderung für ihn, 
und vier Jahre vor seinem Tode traten einige Volkstribunen gegen 
ihn auf und klagten ihn beim Volke an, daß er in dem Kriege 
gegen Antiochus von Syrien, in welchem er seinen Bruder, den 
Oberfeldherrn Lucius Cornelius Scipio. begleitet hatte, 
sich von dein Könige habe bestechen lassen. Die Anklage war ohne 
Zweifel ganz unbegründet; Scipio hielt es auch unter feiner Würde, 
sich zu verteidigen. Nachdem er am ersten Gerichtstage statt aller 
Verteidigung seine Thaten erzählt hatte, begann er am zweiten 
seine Rede mit den Worten: „Heute, ihr Römer, ist der Jahres¬ 
tag von Zaina; an diesem Tage geziemt es sich nicht zu streiten und 
zu zanken. Folgt mir in den Tempel des Kapitols, um den Göttern
	        
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