Full text: Die alte Geschichte (Teil 1)

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schalt er sie gemeine Seelen, die nicht verständen, was schön sei, und 
oft drohte er ihnen, er würde sie kreuzigen lassen. Sie lachten 
darüber und thaten alles, was er wollte. Endlich kam das ersehnte 
Lösegeld au, und Cäsar wurde an das Land gesetzt. Geschwind rüstete 
er mehrere im Hasen von Milet befindliche Schisse aus, segelte den 
Räubern uach, holte sie bald ein und führte sie gefangen nach 
Kleinasien zurück, wo er sie wirklich ans Krenz schlagen ließ, nachdem 
er ihnen vorher das Geld wieder abgenommen hotte. 
Als er noch Rom zurückkam, setzte er alles in Bewegung, um 
sich bei dem Volke beliebt zu machen. Er war freundlich gegen 
den Vornehmsten wie gegen den Geringsten, schmeichelte dem damals 
schon viel geltenden Pompejus, kleidete sich mit Pracht und gab 
offene Tafel. Dabei aber ging fein nach römischem Maßstabe nur 
mäßiges Vermögen ganz darauf, uud er geriet immer mehr in 
Schulden. Einem andern wäre dabei angst geworden, Cäsar aber 
nicht im geringsten; denn er wußte wohl, daß er sich, wenn ihm 
das Volk nur wohlwollte, durch einträgliche Ämter bald viel mehr 
erwerben konnte. 
Das erste Amt, das man in Rom bekleiden konnte, war das 
eines Quästors oder Öbereinnehmers, und als solcher wurde er nach 
dem heutigen Portugal geschickt. Nachdem das Jahr um war (denn 
alle obrigkeitliche Ämter wurden nur ein Jahr verwaltet), kehrte er 
nach Rom zurück und stieg bald von Stufe zu Stufe zu immer 
höherer Macht; denn er konnte so fest auf die Volksgnnst rechnen, 
daß ihm nichts mehr fehlschlug. Einen recht auffallenden Beweis da¬ 
von erhielt er, als das Amt des Cberprieflers erledigt wurde. Das 
war ein Ehrenamt, das bisher nur von alten, gedienten Männern 
bekleidet worden war. Dergleichen hatten sich auch jetzt wieder dazu 
gemeldet, und Cäsar war damals noch nicht vierzig Jahre alt. Dennoch 
meldete er sich, so sehr auch seine sorgsame Mutter es wiederriet. Als 
der Wahltag anbrach, begleitete ihn die gute Frau vor Besorgnis 
weinend bis an die Hausthür. Er suchte sie zu beruhigen und sagte 
endlich zum Abschiede: „Mutter, entweder siehst du mich als Ober- 
priester wieder, ober ich verlasse Rom auf der Stelle." Und er 
wurde richtig gewählt.
	        
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