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Eine Zeitlang schien es auch, als wenn Antonius noch zu bessern
sei. Er lebte mit ihr glücklich, hatte sie recht lieb und fing schon
an, am häuslichen Glück Geschmack zu finden. Nachdem er etwa
ein Jahr noch in Rom geblieben war, ging er nach Athen, wohin
er sie mitnahm, und hatte hier die Freude, daß sie ihm eine Tochter
schenkte. Er beschäftigte sich jetzt auch thätiger mit der Verwaltung
seiner Länder, machte selbst Feldzüge mit, kurz, es schien, als sei
mit Oktavia ein guter Geist in sein Haus gekommen. Die Freund¬
schaft mit Oktavian dauerte aber nicht lange. Antonius mußte des¬
halb wieder nach Italien, und es fehlte nicht viel, daß sie sich da¬
mals schon bekriegt hätten. Da übernahm die gute Oktavia das Ge¬
schäft, den Bruder und den Gatten zu versöhnen. Sie bat Antonius,
daß sie zu ihrem Bruder vorausreisen dürfe. „Ach," sprach sie
dann zu diesem, „laß mich nicht aus einer der glücklichsten Frauen
eine der unglücklichsten werden. Kommt es zum Kriege zwischen
euch, so ist es zwar ungewiß, wer von euch siegen und wer besiegt
werden wird; ober auf jeden Fall werde ich höchst unglücklich sein."
Ta nun beide sie innig liebten, so brachte sie es dahin, daß einer
des andern Unrecht vergaß und sie einander bei einer Zusammenkunft
in Tarent als Schwäger umarmten. Nach kurzem Zusammensein
mußten sie sich wieder trennen. Antonius reiste nach Asien unb
ließ Oktavia unter bem Vorwanbe, daß sie die Beschwerden eines
Feldzuges nicht würde ertragen können, in Italien zurück. Die gute
Frau ließ ihn ungern allein ziehen; es war, als wenn sie ihr Un¬
glück ahnte; aber sie hoffte, ihren Mann bei Oktavian vertreten zn
können, und deshalb blieb sie.
Kaum war Antonius allein, so war er wieder ganz der alte.
Oktavia wurde bald vergessen, und die Tage ber Freube, bie er mit
Cleopatra verlebt hatte, ftanben wieber lebhaft vor seiner Seele.
Sobald er nach Asien gekommen war, schickte er zu ihr unb ließ
sie zu sich einlaben. Sie hatte baraus längst gehofft; sie kam unb
hatte ihn nun wieber ganz in ihrer Gewalt. Zwar hatte er gerabe
einen gefährlichen Krieg gegen bie Parther vor; ober er eilte, ihn
zu beendigen, reifte bann mit ihr nach Alexandria und versank hier
von neuem in geistige Schlaffheit, aus der er sich nie wieder ganz
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