fullscreen: Bilder aus der mittleren Geschichte (Th. 2)

49 
die Rache lieber als das Lösegeld; sie warfen den jungen 
viemndzwanzigjährigen Fürsten in den Kerker und wollten 
ihn darin bis zu seinein Tode halten. Enzios ritterlicher 
Mut, seine Liebenswürdigkeit und Schönheit hatten ihm viele 
Freunde erworben; diese schielten sich an, den Königssohn 
durch List zu befreien. Sie wußten es zu veranstalten, daß 
man Enzio, in einem leeren Weinfasse versteckt, zuni Gefäng¬ 
nis hinansrollte. Auf dem Markte aber bemerkte eine Schild¬ 
wache, daß eine blonde Locke zum Fasse hinaushing. „Das 
ist ja eine Locke, ganz so wie die des schönen Enzio," 
sagte die Schildwache, „dies Faß Wein muß untersucht 
werden"; es geschah, man fand den armen Enzio und schleppte 
ihn in den Kerker zurück, wo er zweiundzwanzig Jahre zu¬ 
brachte, bis der Tod ihn erlöste. Der Kaiser, dem bei der 
großen Zahl seiner Feinde Zeit und Macht fehlte, den Ge¬ 
fangenen mit Gewalt zu befreien, nahm sich das traurige 
Schicksal seines Sohnes so zu Hetzen, daß er heftig erkrankte. 
Ebenso hart wie die Gefangennahme Enzios traf den Kaiser 
die Entdeckung, daß sein vertranter Freund Peter von 
Vinea ihn habe vergiften wollen; auf folcheu Uudauk war 
er nicht vorbereitet gewesen. Alle diese Vorfälle untergruben 
seine Gesundheit; dennoch stand er mit männlichem Mut 
und führte feine gerechte Sache mit Glück. Dem ungerechten 
Papst wäre es schlimm ergangen, wenn nicht der Tod dem 
Kaiser das siegreiche Schwert ans der Hand genommen hätte. 
Friedrich der Zweite verschied im sechsnndfünfzigsten Lebens¬ 
jahre. Nun triumphierte Juuoceuz; er hatte sich mit dem 
Kaiser auch nicht aussöhnen wollen, als dieser ans dem Sterbe¬ 
bette lag, ebensowenig schloß er Freundschaft mit Friedrichs 
Sohne, Konrad, der feinen Vater nur um vier Jahre 
überlebte. Von der edlen Familie der Hohenstaufen war jetzt 
nur noch Einer am Leben, Konrads Sohn K o n r a d i n, 
der bei feines Vaters Tode erst zwei Jahre zählte. Er 
II. 
4
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.