Full text: Von der Reformation bis zur Gegenwart (Th. 3)

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gäbe hätte sein müssen, bekümmerte er sich so gut wie gar 
nicht. Dagegen trug er sich mit dem Gedanken, in dem 
Prachtbau einer Peterskirche in Rom seinem Namen ein 
Denkmal zu setzen. Die „dummen Deutschen" wurden aus¬ 
ersehen, die Kosten des Baus zu tragen. Zu diesem Zwecke 
schrieb der Papst einen Ablaß aus, das heißt, er kündigte 
allen denen Vergebung ihrer Sünden an, die der römischen 
Kirche reichliche Geldspenden darbrachten. Die Unwissenheit 
und der Aberglaube des Volkes machten einen solchen Unfug, 
möglich. In allen Ländern zogen vom Papst beauftragte 
Priester umher und verkauften Ablaßzettel. Nach Sachsen 
kam der Dominikanermönch Johann Tetzel und wurde in 
allen Ortschaften als des Papstes Gesandter feierlichst em¬ 
pfangen. Vor dem Altar in der Kirche stellte er seinen gro¬ 
ßen Geldkasten auf mit der Inschrift: 
„Sobald das Geld im Kasten klingt, 
Die Seele aus dem Fegseuer springt." 
Viel Volkes lief ihm überall zu und gab die schwer er¬ 
arbeiteten Groschen für die Ablaßzettel hin. Für jede, ja 
sogar für die noch zu begehende Sünde war eine Geldsumme 
festgesetzt, um die sie erlassen würde. Die Leute hatten kaum 
noch Lust in die Kirche zu gehen, sie fanden es weit be¬ 
quemer, sich Ablaßzettel zu kaufen. Kurfürst Friedrich der 
Weise ärgerte sich sehr über das schnöde Treiben Tetzels und 
sah es gerne, daß Luther gegen den frechen Hausierer auf¬ 
trat. Als Tetzel nun wirklich auch in die Nähe von Witten¬ 
berg kam und feinen gotteslästerlichen Handel trieb, da ent¬ 
brannte Luther in heiligem Zorn und schlug am Vorabende 
des Allerheiligenfestes, am 31. Oktober 1517, an die Thüre 
der Schloßkirche zu Wittenberg 95 Satze an, worin er gegen 
den schändlichen Ablaßkram eiferte. Der Hauptsatz, den er 
aufstellte, war: nur innere Reue und Buße könne Vergebung 
der Sünden bewirken, nicht eine Geldzahlung, und deshalb
	        
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