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t6. Karl der Große und die Friesen. 
te Friesen wohnten an der Küste der Nordsee von 
der Elbe dis zum Rheine; sie waren tüchtige 
III®) Seefahrer und fleißige Ackersleute. Sie nahmen 
Theil an dem Kriege der Sachsen gegen Karl den 
Großen und wurden wie die Sachsen bestegt. Da nah¬ 
men sie das Christenthum an, und Karl sorgte siir Her¬ 
stellung uon Kirchen und für Gründung von Bis¬ 
tümern. 
Sage von d en 12 Friesen. Als Karl der 
Große nach Friesland kam, setzte er sich auf den Richter- 
stuhl und lud die Friesen vor sich. Dann gebot er ihnen 
Rechte zu küren, die sie halten sollten. Aber sie baten 
ihn, daß sie zuerst Fürsprecher wählen möchten, und er 
gestattete es. Am zweiten Tage ließ er sie wieder vor sich 
laden; da kamen sie und wählten 12 Fürsprecher. Diesen 
nun gebot er, daß sie Rechte kürten; und sie beriethen 
unter einander, was sie thun sollten. Am dritten Tage 
ließ er sie vor sich rufen; aber sie schützten ein Hinderniß 
vor, und eben so geschah es am vierten und fünften Tage. 
Am sechsten Tage erschienen sie, und der König gebot 
ihnen, daß sie nun Rechte küren sollten; aber sie erwie¬ 
derten, sie könnten es nicht, und er möge den Friesen 
gestatten, bei ihren alten Rechten und Gewohnheiten zu 
bleiben. Da ward der König zornig und sprach: „Nun 
lasse ich euch dreierlei Kür, welche euch lieber sei: daß 
man euch tödte, daß ihr Sklaven werdet, oder daß mau 
euch hinaussetze in ein Schiff, so sest und so,stark, daß 
es einer Ebbe und einer Fluth widerstehen möge, ohne 
Ruder und Steuer und Taue/' Da erkoren sie das 
Schiff und fuhren hinaus mit der Ebbe soweit, daß 
sie kein Land mehr sehen konnten. Da ward ihnen 
Leid zu Muthe; aber einer unter ihnen sprach zu den 
andern: „Ich habe gehört, daß unser Herr Gott, als er 
auf Erden weilte, zwölf Jünger hatte und selber der 
Dreizehnte war, und er kam zu ihnen, als die Thüren 
verschlossen waren, tröstete und lehrte sie. Sollen wir
	        
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