Full text: Römische Geschichte (H. 2)

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getäuschten Volskern getötet. Auch das hochangesehene Geschlecht der 
Fabier, das sieben Jahre lang immer einen der Konsuln stellte, 
führte einen erbitterten Kampf mit der Plebs. Es kam dahin, daß 
in einem Kriege gegen Veji das römische Heer den gewissen Sieg 
preisgab und die Flucht ergriff, weil es dem Konsul Fabius die Ehre 
des Triumphes nicht gönnte. Als die Fabier sich dann mit der Plebs 
aussöhnten und nun ihren Standesgenossen verdächtig wurden, er- 
boten sie sich, den Krieg gegen Veji für das römische Volk auf eigene 
Hand zu führen. Sie haben das längere Zeit mit gutem Erfolg 
gethan; aber das Glück machte sie unvorsichtig, sie gerieten in einen 
Hinterhalt und am Flüßchen Cremera wurden alle dreihundert 
Fabier erschlagen; nur ein Fabier blieb übrig, der wegen seines jugend- 
lichen Alters in Rom zurückgelassen worden war. 
Während dieser erbitterten Kämpfe war die Macht der Plebejer 
unaufhörlich gewachsen; einen zweiten großen Sieg errangen sie durch 
das nach zehnjährigen Kämpfen durchgebrachte Gesetz des Volks- 
tribunen Terentilius Arsa. Dieses Gesetz verordnete, daß ein 
gemeines Landrecht abgefaßt würde, an das die Konsuln künftig in 
ihrer richterlichen Gewalt gebunden sein sollten. Es wurde also eine 
Gesandtschast nach Griechenland geschickt, um die solonischen und an- 
dere Gesetze heimzubringen, und nach der Rückkehr der Gesandten 
wurden für das Jahr 451 zur Abfassung der Gesetze zehn Männer 
mit konsularischer Gewalt gewählt (decemviri consulari imperio 
legibus scribundis). Die Decemvirn des ersten Jahres brachten 
10 Tafeln Gesetze zustande, die Decemvirn des zweiten Jahres 
fügten noch 2 Gesetztafeln hinzu und vollendeten damit das Geseh 
der zwölf Tafeln, das erste und einzige römische Landrecht. 
Während aber die ersten Decemvirn zu allgemeiner Zufriedenheit 
regiert hatten, herrschten die des zweiten Jahres, unter denen der 
stolze Appius Claudius den größten Einfluß ausübte, willkürlich 
und mit großer Härte, und sie führten eigenmächtig auch im folgen- 
den Jahre noch ihr Amt fort. Die dadurch entstandene Erbitterung 
kam der Sage nach zum Ausbruch, als Appius Claudius eine edle 
Plebejerin Verginia durch einen ungerechten Urteilsspruch ihren Eltern 
zu entreißen versuchte und nun der Vater seine Tochter, um sie vor 
Schande zu schützen, auf offenem Markte erstach. Da empörte sich
	        
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